Das Ziel einer Rechtsschutzversicherung ist, dich vor den Kosten von Prozessen zu schützen, die im Falle eines Streitfalls vor Gericht entstehen können. Was es dabei alles zu beachten gibt, erfährst du in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Rechtsschutzversicherung?
Eine Rechtsschutzversicherung ist ein privatrechtlicher Versicherungsvertrag. Du zahlst Beiträge (auch Prämien genannt) an die Versicherungsgesellschaft. Die Pflichten, Rechte und Vereinbarungen sind durch das Versicherungsvertragsgesetz geregelt. Zusätzlich werden die Allgemeinen Geschäftsbedingungen festgelegt, die vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft veröffentlicht werden.
Hintergrund der Rechtsschutzversicherung
Prozesse können teuer sein, vor allem wenn du den Prozess verlierst. Die Rechtsschutzversicherung übernimmt die Kosten für Anwälte, Gericht und Gutachten, wenn du vor Gericht ziehst und hilft dir finanziell abgesichert zu sein.
Verschiedene Arten von Rechtsschutzversicherungen
- Verkehrs-Rechtsschutzversicherung: Deckt Prozesskosten bei Verkehrsunfällen und Führerscheinentzug ab.
- Privat-Rechtsschutzversicherung: Hilft bei Rechtsstreitigkeiten mit dem Chef, Nachbarn oder Handwerkern und übernimmt die Kosten, auch wenn du den Prozess verlierst.
- Berufs-Rechtsschutzversicherung: Unterstützt dich bei Streitigkeiten mit deinem Arbeitgeber, besonders bei Problemen wie nicht gezahltem Gehalt oder ungerechtfertigter Kündigung.
- Mietrechts- und Grundstücksschutzversicherung: Greift bei Kündigungen durch Eigenbedarf oder zu hohen Betriebskosten und übernimmt die Prozesskosten.
Wie in einer Art Baukasten-Prinzip kannst du dir den Schutz der unterschiedlichen Module selbst zusammenstellen. Manche Gesellschaften bieten auch noch mehrere Zusatzbausteine.
Rechtsschutzversicherung: Warum ist sie wichtig?
Eine Rechtsschutzversicherung schützt dich vor den finanziellen Folgen von Rechtsstreitigkeiten. Es kann immer Situationen geben, in denen du rechtliche Hilfe benötigst und die Kosten dafür hoch sind. Eine Rechtsschutzversicherung gibt dir die Sicherheit, gut abgesichert zu sein und unvorhergesehenen Forderungen standhalten zu können. Es ist ratsam, eine Rechtsschutzversicherung zu haben, um im Fall der Fälle nicht in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.
Du solltest dich einmal fragen, ob du im Falle eines Rechtsstreits genug abgesichert bist. Es geht nicht nur um das Geld auf der Seite. Neben den Risiken eines finanziellen Scheiterns, Arbeitslosigkeit und unerwarteten Zahlungsausfällen gibt es auch andere Gründe, mit denen man nicht gerechnet hätte. In solchen Situationen kann eine Rechtschutzversicherung, die unter Umständen sogar günstig ist, helfen.
Wenn du dich fragst, ob du überhaupt eine Rechtschutzversicherung brauchst, solltest du auch die Gegenfragen beachten: Was, wenn eine Klage gegen dich eingereicht wird oder du Opfer eines Überfalls wirst? Was, wenn während deines Urlaubs in deinem Zuhause eingebrochen wird oder dein Arbeitgeber nach einem Arbeitsunfall deine Beeinträchtigungen nicht anerkennt? Was, wenn du versehentlich einen Brand verursachst oder unter den Folgen eines scheinbar harmlosen ambulanten Eingriffs leidest?
All dies passiert leider nicht nur anderen – wer sich darauf verlässt, kann sich unter Umständen schnell allein gelassen fühlen. Um in solchen Krisenzeiten nicht hilflos dazustehen, ist eine entsprechende Absicherung wichtig, neben Gesundheitsvorsorge-Versicherungen, Hausrat oder Haftpflicht ist eine möglichst preiswerte Rechtschutzversicherung die beste Wahl.
Eine Rechtschutzversicherung ist in vielen Bereichen äußerst wichtig und kann sogar vor Schulden schützen, die durch eigene Anwaltskosten, gegnerische Anwaltskosten und Gerichtskosten entstehen können. Sie ist das A und O in vielen Situationen. Mit einer erschwinglichen Rechtschutzversicherung bist du geschützt, wenn es um Gerichtsverfahren bezüglich Arbeitsrecht, Bußgeldverfahren, Ordnungswidrigkeiten, Schadenersatz, Schmerzensgeld, Opferrechtschutz und Strafverfahren geht. Du bist gegen generelle Verfahrenskosten geschützt und kannst auch die Kosten für Sachverständige oder allgemeine anwaltliche Beratung übernehmen.
Wartezeiten
Du musst beachten, dass die meisten Rechtsschutzversicherungen für bestimmte Leistungen eine Wartezeit haben, die auch Karenzzeit genannt wird. Diese Wartezeit wird von den Versicherungen eingeführt, um sicherzustellen, dass die Versicherung nicht erst abgeschlossen wird, wenn bereits ein Rechtsstreit bevorsteht. Denn das würde die Versicherungsgemeinschaft stark belasten und die Tarife für Versicherungsnehmer extrem teuer machen. Die Wartezeit soll sicherstellen, dass die Kosten für eine Rechtsschutzversicherung fair bleiben. Die Wartezeiten sind in den unterschiedlichen Rechtsschutzbereichen individuell und liegen meist bei drei – sechs Monaten.

Warum haben manche Bereiche eine lange Wartezeit?
Besonders zwei Leistungen des Privatrechtsschutzes haben eine viel längere Wartezeit als andere. Beide Leistungen betreffen familienrechtliche Streitigkeiten, bei denen Anwalts- und Gerichtskosten schnell mehrere tausend Euro erreichen können. Deshalb bieten nur wenige Anbieter Ehe-Rechtsschutz oder Unterhalts-Rechtsschutz in ihren Tarifen an. Wenn ein Versicherer solche Leistungen anbietet, ist meist eine sehr lange Wartezeit damit verbunden. Dadurch soll unter anderem sichergestellt werden, dass es bei Unterhaltsstreitigkeiten nicht bereits Probleme um das Sorgerecht zwischen den Eltern gibt.
Für welche Leistungen gibt es keine Wartezeit?
Zum Beispiel greift der Schadensersatzrechtsschutz in der privaten Rechtsschutzversicherung, wenn du ein Produkt mit Mängeln kaufst, der Verkäufer eine Regulierung ablehnt und du vor Gericht gehst. Da der Kaufzeitpunkt nicht vor Vertragsabschluss diskutiert wurde, kannst du in diesem Fall die Rechtsschutzversicherung in Anspruch nehmen. Ähnlich verhält es sich mit der Verkehrsrechtsschutzversicherung, da Unfälle und Radarkontrollen nicht vorhersehbar sind. Ein Gutachten für das Radargerät kann zwar sinnvoll sein, aber oft sind die Kosten dafür zu hoch. Hier kann eine Rechtsschutzversicherung einspringen.
Im Arbeits- und Mietrechtsschutz gelten andere Regeln für Wartezeiten. Wenn du bereits eine Rechtsschutzversicherung hast und den Anbieter wechseln möchtest, kannst du die Wartezeit umgehen. Die Voraussetzung ist einfach: Der neue Vertrag muss nahtlos an das Ende des bestehenden Vertrags anschließen. Wenn der alte Vertrag zum Beispiel am 15. März endet, sollte der Versicherungsbeginn für die neue Police am 16. März sein. So kannst du die Wartezeiten umgehen.
Welche Kosten werden von deiner Rechtsschutzversicherung übernommen?
Kosten rund um deinen Prozess
Deine Versicherung übernimmt in den meisten Fällen diese Ausgaben. Jeder Versicherungstarif hat jedoch seine eigenen Bedingungen.
- Die Kosten für deinen Anwalt und das Gericht.
- Gebühren für Zeugen, zum Beispiel für Transport- und Übernachtungskosten, wenn sie vor Gericht aussagen müssen.
- Kosten für gerichtlich bestellte Sachverständige, die Gutachten erstellen. Die Versicherung übernimmt auch die Vorauszahlungen für diese Gutachten, aber nur wenn sie gerichtlich angeordnet wurden.
Kaution und Mediation
Eine private Rechtsschutzversicherung übernimmt oft auch die Kosten für eine Mediation, bei der ein unparteiischer Streitschlichter hilft, außergerichtliche Konflikte zu lösen.
Falls du im Ausland in einen Unfall verwickelt bist und es Verletzte gab, stellt die Versicherung zinslose Darlehen für Strafkautionen bereit. Du musst möglicherweise eine Strafkaution hinterlegen, damit die Strafverfolgung nach Zahlung eines bestimmten Geldbetrags eingestellt wird.
Verlust eines Prozesses
Die Vollstreckungskosten entstehen, wenn jemand sich weigert, einem Gerichtsurteil Folge zu leisten. Zum Beispiel, wenn eine Strafzahlung nicht bezahlt wird oder ein Mieter trotz Gerichtsbeschluss nicht ausziehen möchte. In solchen Fällen fallen Vollstreckungskosten an, wie Verwaltungs- und Räumungsgebühren.
Wenn du den Prozess verloren hast, musst du auch die Kosten des Prozessgegners übernehmen. Das beinhaltet vor allem die Gerichts- und Anwaltskosten des Gegners, während du deine eigenen und zusätzlich die des Gegners tragen musst.
Welche Kosten werden von deiner nicht Rechtsschutzversicherung übernommen?
Nicht alle Kosten werden von einer Rechtsschutz übernommen.
In bestimmten Fällen kann oft der Ausgang und die Höhe der entstehenden Kosten nicht abgeschätzt werden und dieses Risiko ist den Versicherungen zu hoch. Ein paar Beispiele:
Verstöße gegen Halt- und Parkverbote, da hier der Streitwert meist nicht im Verhältnis zum Aufwand und den entstehenden Kosten steht.
Strafzahlungen und Bußgelder, die du womöglich nach einem verlorenen Prozess zahlen musst.
Wenn du klagen möchtest, aber nach Einschätzung der Versicherung keine Aussicht auf Erfolg hast.
Insolvenzverfahren, bei dem ein Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, seinen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen.
Asylrechtsverfahren, da beispielsweise dein Asylantrag ohne nachvollziehbaren Grund abgelehnt wurde.
Für Taten, die du mit Vorsatz, also absichtlich, begangen hast.
Wann sollte man eine Rechtsschutzversicherung abschließen?
Am besten so früh wie möglich. Zudem darf die Ursache für die Rechtsstreitigkeit zeitlich nicht vor dem Abschluss der Versicherung liegen. Wenn du bereits in einer Rechtsstreitigkeit steckst, kann die Rechtsschutzversicherung leider nicht die Kosten decken. Dennoch ist es ratsam, über einen Rechtsschutz nachzudenken, da es auch in Zukunft zu Streitigkeiten kommen könnte.
Wir sind kein Fan von übertrieben vielen Absicherungsformen. Jeder hat in unterschiedlichen Bereichen individuelle Erfahrungen gemacht.
Es ist verständlich, dass viele Menschen in Zeiten finanzieller Unsicherheit ihre regelmäßigen Ausgaben überprüfen und nicht dringend notwendige Ausgaben streichen.
Daher musst du selbst entscheiden, inwiefern die Rechtsschutzversicherung relevant für dich ist. Dennoch raten wir dazu, sich auch in diesem Bereich adäquat abzusichern.
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