In der Wohngebäudeversicherung werden dir Kosten für Schäden direkt am Gebäude ersetzt. Diese Schäden entstehen durch Brand, Blitz‑, Sturm- und Hagelschäden oder Leitungswasser. Die Kostenerstattung deckt verschiedene Aspekte ab, wie Reparaturen, Instandsetzungen und sogar den Wiederaufbau nach Totalverlust.
Im Artikel findest du eine detaillierte Beschreibung der versicherten Leistungen sowie Informationen darüber, wie die Versicherungssumme berechnet wird. Zudem erläutern wir, in welchen Fällen sich eine Ergänzung der Gebäudeversicherung durch eine Elementarschadenversicherung lohnen kann.
Du hast dir deinen Traum vom eigenen Heim im Grünen erfüllt. Natürlich möchtest du dieses Zuhause so lange wie möglich erhalten. Doch nach den Herbststürmen der letzten Jahre, die immer häufiger und stärker über Mitteleuropa hinweg fegten, kann es zu einem bösen Erwachen kommen. Besonders dann, wenn der Orkan nicht nur deinen Garten verwüstet hat, Bäume umgeworfen und Terrassenmöbel in Nachbars Garten geweht hat, sondern auch Teile deines Daches abgedeckt hat. Durch den gleichzeitigen Regen dringt Feuchtigkeit zunächst in die Wärmedämmung und dann in den Dachboden ein.
Um dich vor dem finanziellen Ruin infolge einer aufwändigen Sanierung zu schützen, bietet die Wohngebäudeversicherung Unterstützung. Diese Versicherung sichert dich nicht nur gegen Sturmschäden ab, sondern auch gegen Schäden durch Feuer und Leitungswasser.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eigentlich ein Wohngebäude?
Das Statistische Bundesamt definiert den Begriff wie folgt:
Ein Wohngebäude ist ein Gebäude, das mindestens zur Hälfte seiner Gesamtnutzfläche für Wohnzwecke genutzt wird (ausgenommen sind Wohnheime). Es kann verschiedene Typen von Gebäuden umfassen, wie Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Doppelhaushälften oder Mehrfamilienhäuser. Darüber hinaus können in Wohngebäuden auch andere Einrichtungen vorhanden sein, wie Anwaltskanzleien, Arztpraxen oder Geschäfte, neben den Wohnungen.
Welche Schäden deckt die Wohngebäudeversicherung ab?
Die Wohngebäudeversicherung bietet Schutz vor mindestens drei Risiken: Brand, Leitungswasser und Sturm. Diese drei Grunddeckungen können noch genauer beschrieben werden.
Die Feuerversicherung kommt für Schäden auf, die durch Brand, Blitzschlag, Explosion oder Implosion entstehen. Die Leitungswasserversicherung übernimmt Schäden, die durch unkontrolliert austretendes Leitungswasser, Frost oder Rohrbruch verursacht werden. Die Sturmversicherung greift bei Schäden, die durch Stürme (Windstärke 8 und höher) oder Hagel entstehen. Mittlerweile sind auch Überspannungsschäden von der Gebäudeversicherung abgedeckt.
Die Basis-Leistungen eine Wohngebäudeversicherung sind:
- Brand
- Blitzschlag
- Explosion
- Sturm
- Hagel
- Leitungswasser
- Überspannung
Du kannst über die Basis-Leistungen hinaus viele weitere Risiken in deine Wohngebäudeversicherung aufnehmen. Das nennt man Deckungserweiterung, die den Versicherungsschutz durch Zusatzbausteine erweitert. Diese Zusatzbausteine können in der Regel nur in Kombination mit der Gebäudeversicherung abgeschlossen werden.
Du kannst in deiner Gebäudeversicherung verschiedene optionale Leistungen wählen:
- Schutz vor Elementarschäden wie Überschwemmung, Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen und Rückstau.
- Versicherung für Anlagen zur Photovoltaik, Solarthermie, Geothermie und Wärmepumpen.
- Absicherung gegen Glasbruch.
Wie sieht der Umfang einer Wohngebäudeversicherung aus?
Generell sichert die Wohngebäudeversicherung nur Schäden ab, die direkt an deinem Wohngebäude entstehen. Das betrifft das Dach, das Mauerwerk und das Fundament. Auch fest installiertes Inventar wie die Heizungsanlage, die Badewanne oder ist in der Regel im Versicherungsschutz enthalten.
Die Handhabung von Außenanlagen und Nebengebäuden variiert je nach Versicherer.
Bei einigen Anbietern sind Garagen, Carports oder Werkstätten bereits im normalen Versicherungspaket enthalten, während sie bei anderen separat aufgenommen werden müssen. Das Gleiche gilt auch für Müllboxen, Zäune, Gartenmauern oder Markisen. Der gesamte bewegliche Besitz, einschließlich Terrassenmöbel und Gartenstühle, muss hingegen immer über die Hausratversicherung versichert werden.
Feuerversicherung
- Wenn die Lichterkette am Tannenbaum einen Kurzschluss verursacht und ein
Zimmerbrand ausbricht. - Wenn das Haus infolge einer Brandstiftung komplett niederbrennt.
- Wenn ein Blitz einen benachbarten Baum trifft und dieser auf das Dach fällt.
Sturmversicherung
- Wenn ein Orkan das Dach komplett abdeckt.
- Wenn ein Sturm einen Baum umwirft und die Außenmauer des Hauses beschädigt.
- Wenn nach einem starken Hagelschauer die Hälfte der Dachziegel zerstört ist.
Leitungswasserversicherung
- Wenn die Wasserleitung bricht und das Mauerwerk durchfeuchtet.
- Wenn in einem Nebenraum ein Heizungsrohr platzt, das nah an einer Außenwand entlangläuft, aufgrund von Vereisung.
Was leistet die Wohngebäudeversicherung genau?
Neben der reinen Schadensregulierung übernimmt die Wohngebäudeversicherung noch weitere Kosten. Sie zahlt in mehreren Fällen:
- Kosten für den Abbruch des Gebäudes, die anschließenden Aufräumarbeiten sowie die Grundstückssicherung. Auch Baumfällarbeiten können übernommen werden.
- Auch die Kosten für eine Mietwohnung, die vorübergehend angemietet werden muss, wenn das Haus durch Brand unbewohnbar geworden ist, werden erstattet.
- Reparatur- und Instandsetzungskosten für die Schäden, die durch die versicherten Risiken entstanden sind. Beispielsweise, wenn ein Sturm das Dach abdeckt, die Hauptwasserleitung bricht oder die Gasheizung explodiert.
- Bei einem Totalschaden wird ein neues Haus in gleicher Bauart und Ausstattung zu heutigen Preisen (Neuwertpreis) errichtet, einschließlich aller Kosten für den Architekten, die Planung sowie den eigentlichen Hausbau.
- Auch die Kosten für eine Mietwohnung, die vorübergehend angemietet werden muss, wenn das Haus durch Brand unbewohnbar geworden ist, werden erstattet.
Im Übrigen hast du einen Anspruch auf Neuwerterstattung nur, wenn du innerhalb von drei Jahren mit dem Wiederaufbau begonnen hast.
Für wen ist eine Wohngebäudeversicherung sinnvoll?
Auch wenn du gesetzlich nicht dazu verpflichtet bist, ist eine Wohngebäudeversicherung für dich als Hausbesitzer in jedem Fall sinnvoll. Denn die Kosten für Instandsetzungen oder einen Wiederaufbau nach einem Feuer oder einem schweren Sturm können immens sein. Die allerwenigsten Menschen können solche Ausgaben aus eigenen Mitteln stemmen. Im Falle eines Totalschadens könntest du sogar einem finanziellen Ruin ausgesetzt sein. Um solche Gefahren zu vermeiden, ist es dringend empfehlenswert, eine Gebäudeversicherung abzuschließen.
Wenn du eine Immobilienfinanzierung hast, ist der Nachweis einer Gebäudeversicherung Pflicht. Die Bank benötigt diese Sicherheit, falls das Haus beschädigt oder zerstört wird, und sie keine Gewissheit hat, dass das Darlehen im Zahlungsausfall beglichen werden kann. Mit einer Gebäudeversicherung erhält die Bank in der Regel die Schadensumme von der Versicherungsgesellschaft.
Falls du in einer Eigentumswohnung lebst oder eine solche vermietet hast, benötigst du in der Regel keine eigene Police. Die Eigentümergemeinschaft schließt hier normalerweise eine gemeinsame Gebäudeversicherung ab. Wenn eine Hausverwaltung eingesetzt ist, obliegt es meist ihrer Verantwortung, sich um die entsprechende Versicherung zu kümmern. Der jeweilige Anteil wird dann über das Hausgeld abgerechnet. Die Leistungen der Gebäudeversicherung für ein Haus mit mehreren Eigentumswohnungen sollten denjenigen einer Wohngebäudeversicherung für ein Eigenheim entsprechen. Die Absicherung gegen Feuer‑, Sturm- und Leitungswasserschäden sollte unbedingt enthalten sein. Es ist auch empfehlenswert, die Nebengebäude auf dem Grundstück wie gemeinschaftlich genutzte Fahrradschuppen und Ähnliches mit einzuschließen.
Wie wird die Versicherungssumme und die Prämie der Gebäudeversicherung berechnet?
Der Ausgangspunkt ist der Neuwert deines Eigenheims. Du kannst die notwendige Versicherungssumme auf drei Arten ermitteln:
- Wertgutachten: Ein Gutachter bestimmt den Verkehrswert des Gebäudes. Diese Methode kann teuer sein und der ermittelte Wert liegt oft unterhalb der Wiederaufbau-Kosten. Die Versicherungsprämie bleibt normalerweise konstant.
- Wohnflächentarif: Die Versicherungssumme wird pauschal anhand der Hausgröße berechnet. Im Falle eines Wiederaufbaus zahlt die Versicherung den ortsüblichen Preis für ein Gebäude derselben Größe und Bauart. Da eine Höchst-Entschädigungsgrenze festgelegt wird, wird die Versicherungssumme nicht an die Baupreisentwicklung angepasst.
- Gleitender Neuwert: Die Versicherungssumme wird der Wertentwicklung des Gebäudes und den aktuellen Baukosten angepasst. Dies geschieht jährlich, um sicherzustellen, dass die Versicherungssumme immer den Wiederaufbau-Kosten im Fall eines Totalschadens entspricht.
Je nach Anbieter und Tarif steigt deine Prämie für die Wohngebäudeversicherung möglicherweise aufgrund von Deckungserweiterungen und Zusatzleistungen weiter an. Es gibt jedoch Rabatte, wenn du dich langfristig an das Versicherungsunternehmen bindest oder eine Selbstbeteiligung einschließt. Beachte allerdings, dass nicht viele Versicherer diese Optionen anbieten.
Warum lohnt sich eine Elementarschadenversicherung?
In den Standard-Tarifen sind Schäden infolge von Elementarereignissen in der Regel nicht enthalten. Dazu zählen Erdbeben, Erdrutsche, Sturmfluten oder auch Schneelawinen und Schlammlawinen. Oftmals wird auch Starkregen nur von der Elementarschadenversicherung abgedeckt. Abgesichert sind dann zum Beispiel auch solche Schäden, die durch eine ungewöhnlich hohe Schneelast am Dach des Hauses verursacht werden.
Bist du in einer Risikozone für Elementarschäden wohnhaft, solltest du unbedingt über den Einschluss der entsprechenden Zusatz-Police nachdenken. Dazu gehören insbesondere Regionen entlang von Rhein, Donau, Elbe, Weser oder Ems, da hier die Wahrscheinlichkeit besonders hoch ist, dass ein Hochwasser den Keller flutet. Aber auch wenn du im Alpenraum oder in den Mittelgebirgen lebst, ist es ratsam, dich verlässlich gegen die Folgen von Schnee und Eis zu versichern.
In stark gefährdeten Gebieten kann der Versicherer aber auch bauliche Veränderungen verlangen, damit der Versicherungsschutz bestehen bleibt. Das dient dem Ziel, Ausmaß und Kosten des Schadens möglichst niedrig zu halten – was auch in deinem Interesse ist. So können in Hochwassergebieten bestimmte Sicherungssysteme für Kellerfenster, Türen und Lichtschächte notwendig sein. Dazu gehören beispielsweise wasserdichte Leibungsfenster, Montageplatten, die Druckwasser standhalten können, oder auch Rückstauverschlüsse für Abwasserleitungen. In besonderen Fällen kann auch die Aufbewahrung von Wertgegenständen und elektrischen Geräten allein in den oberen Stockwerken vorgeschrieben werden.
Auch wenn du außerhalb einer ausgewiesenen Gefahrenzone wohnst, bist du dennoch nicht vor den Gefahren geschützt. Dein Haus kann genauso von einem heftigen Wintersturm wie von einem kräftigen Sommergewitter getroffen werden – mit vergleichbaren Folgen. Aufgrund des Klimawandels und des Temperaturanstiegs gehen Meteorologen davon aus, dass sich die Wetterlage in Mitteleuropa langfristig verändern wird. Die Folge: In den meisten Regionen werden Häufigkeit und Stärke von Gewittern zunehmen. Starkregen, Überschwemmung und Rückstau werden dann vermehrt auftreten. Aus diesem Grund solltest du rechtzeitig deine Immobilie schützen.
Fazit: Die Wohngebäudeversicherung ist ein absolutes Muss für Hausbesitzer.
Wenn du ein eigenes Heim besitzt, möchtest du es natürlich umfassend schützen. Die Wohngebäudeversicherung tritt ein, um Kosten für Schäden direkt am Gebäude zu ersetzen, die durch Brand, Blitz‑, Sturm- und Hagelschäden oder Leitungswasser verursacht wurden. Die Kostenerstattung reicht von Reparaturen und Instandsetzungen bis hin zum Wiederaufbau nach einem Totalverlust. Falls du dich zusätzlich vor Schäden durch Überschwemmungen oder Starkregen schützen möchtest, empfiehlt sich eine Elementarschadenversicherung, die auch außerhalb von Gefährdungsregionen sinnvoll ist.
Die Leistungen und Preise der verschiedenen privaten Anbieter können stark variieren, daher ist ein gründlicher Vergleich vor dem Abschluss essenziell.
Wenn du bereits vor vielen Jahren eine Gebäudeversicherung abgeschlossen hast, ist es empfehlenswert, sie regelmäßig zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie noch den aktuellen Anforderungen entspricht. Falls du eine Solarthermie- oder Wärmepumpen-Anlage installiert hast, solltest du diese unbedingt in den Versicherungsschutz aufnehmen. Zudem lohnt es sich, das Preis-Leistungs-Verhältnis aktueller Tarife mit deinem bestehenden Vertrag zu vergleichen. So kannst du sicherstellen, dass dein Zuhause optimal abgesichert ist.
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