Worauf bezieht sich der Grad der Berufsunfähigkeit?
Festgelegt wurde, dass man als Berufsunfähig gilt, sobald man nur noch zur Hälfte arbeiten kann. Dabei bezieht man sich immer auf den aktuell ausgeübten Beruf welcher aus gesundheitlichen Gründen für mindestens sechs Monate nicht ausgeübt werden kann.
Aber was ist nun die Hälfte von meinem Beruf und wie kann ich herausfinden? Dafür können wir auf 3 Faktoren achten:
- Zeit
- Geld
- Ergebnis
Als Beispiel kannst du den Grad deiner BU natürlich ermitteln, indem du schaust, wie lange du aufgrund deiner Berufsunfähigkeit aktuell noch arbeiten kannst. Wenn du diese Zeit mit der Zeit, welchen du ohne Einschränkung gearbeitet hast vergleichst und es nur noch halb so viel ist, bist du BU.
Leider ist das in der Realität nicht so simpel.
Was ist das Arbeitsergebnis?
Am Besten lässt sich dies wohl anhand eines Beispiels erklären:
Nehmen wir mal an, dass ein Mann jeden Morgen Gemüse aus seinem Garten erntet. Dafür braucht er eine Stunde. Seine restliche Arbeitszeit (7 Stunden) verbringt er damit, diese auf dem Markt in der Stadt zu verkaufen.
Jetzt hat er aber Rückenprobleme bekommen und kann kein Gemüse mehr ernten. Das verkaufen auf dem Markt würde aber noch problemlos funktionieren. Würden wir seine Arbeitszeit als Faktor nehmen, wäre er zu 1/8 BU. Dadurch hätte er keinen Anspruch auf Rente. Das Problem ist jedoch, dass er ohne Gemüse auch nichts verkaufen kann. Das heißt, seine restliche Arbeitszeit kann nicht sinnvoll genutzt werden und der Mann ist in Wirklichkeit zu 100% BU.
Im Angestelltenverhältnis wird dies nicht weiter geprüft, da die Versicherer nicht verlangen können anders zu arbeiten – ist der Mann aber selbstständig, so kann der Versicherer eine sinnvolle Umstrukturierung vorschlagen. Der Mann könnte zum Beispiel jemanden dafür bezahlen, sein Gemüse zu ernten. Dies ist aber nur zulässig, wenn es auch als wirtschaftlich sinnvoll erachtet wird.
Bin ich BU, wenn ich weniger verdiene?
Beim Thema verdienst, wird nicht nach der 50% Regel geschaut. Dennoch wird geprüft, ob ich als Angestellter nachher weniger verdiene als vorher. Man kann aber nicht BU sein, nur weil man aktuell weniger verdient. Diese Prüfung bezieht sich lediglich auf auf die Zeit und dem oben erläuterten Arbeitsergebnis. Der Versicherer schaut aber trotzdem auf das aktuelle Einkommen, denn wenn ich 80% oder mehr von meinem alten Einkommen erziele, kann ich verwiesen werden.
Passieren kann dies vor allem in der Nachprüfung. Dadurch soll verhindert werden, dass man BU-Rente bezieht, obwohl man durch eine Umschulung oder Ähnliches kaum Gehaltseinbußen hat.
Wir wissen: Ausnahmen bestätigen die Regel
Deshalb gibt es ein kompliziertes Wort: Überobligation
Dieses Wort bedeutet eigentlich nichts anderes, als dass man, trotz eindeutigem Abraten von Ärzten weiter arbeitet und dadurch seinem Körper weiter Schmerzen zufügt und seine Gesundheit gefährdet. Da der Versicherer dies nicht von einem verlangen kann, muss es so tun, als würde man faktisch nicht arbeiten und die BU-Rente weiter zahlen.
Wie wird der Grad der Berufsunfähigkeit ermittelt?
An sich muss man dafür so konkret wie möglich seinen Arbeitsalltag beschreiben. Also einen ganz normalen, durchschnittlichen Tag. Was mache ich und wie lange mache ich das? Welche Tätigkeiten hängen davon ab?
Zu beachten ist auch, dass der Arbeitsalltag Saisonabhängig sein kann. Deshalb legt man in Falle einer Krankheit oder eines Unfalls alle Tätigkeiten welche eingeschränkt werden übereinander und im besten Fall kommt dabei heraus, dann man nur noch halb so viel arbeiten kann.
Es klingt komplizierter als es ist. Wenn man sich bewusst macht, was der Leistungsprüfer für Informationen haben möchte, ist das zu bewerkstelligen.
Gibt es eine Tabelle für den Grad der Berufsunfähigkeit?
Leider ist der Wunsch nach einer Tabelle nicht umsetzbar. Das liegt vor allem daran, dass jede Krankheit bei jedem Beruf und jeder Person andere Auswirkungen hervorrufen kann. Deshalb geht es vor allem darum, zu ermitteln ob jemand mehr oder weniger als die Hälfte arbeiten kann.
Unterm Strich
Im Grunde geht es darum, herauszufinden zu wie viel Prozent ich meiner Arbeit seit meiner Einschränkung nun nicht mehr nachgehen kann. Dabei sollte man nicht vereinfacht auf die Stundenzahl der Arbeit schauen, sondern viel eher auf das nun mögliche Arbeitsergebnis.