Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) sichert dich gegen den Verlust deiner Arbeitskraft aufgrund von Berufsunfähigkeit ab. Wenn du aufgrund von Krankheit, Unfall oder Invalidität dauerhaft nicht mehr in der Lage bist, deinen bisherigen Beruf auszuüben, tritt die Berufsunfähigkeitsversicherung in Kraft. Sie gewährleistet dir eine vorher vereinbarte monatliche Rente, während deiner Versicherungsdauer.
Doch wie genau eine BU funktioniert und auf welche Schwerpunkte du acht geben solltest, lernst du in diesem Blog-Beitrag genauer kennen!
Inhaltsverzeichnis
Wie funktioniert eine BU-Versicherung?
Um Leistungen einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu erhalten, musst du ärztliche Atteste vorlegen, die deine Berufsunfähigkeit nachweisen. Die gesundheitlichen Einschränkungen müssen direkt mit der Ausübung deines versicherten Berufs zusammenhängen. In der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung wird nicht deine allgemeine Erwerbstätigkeit, sondern speziell dein ausgeübter Beruf versichert.
Es gibt zwei zentrale Voraussetzungen, um eine Berufsunfähigkeitsrente zu erhalten:
- Deine beruflichen Einschränkungen müssen mindestens 50 Prozent betragen.
- Die uneingeschränkte Ausübung deines Berufs muss für mindestens 6 Monate nicht möglich sein.
Übst du bei Eintritt der Berufsunfähigkeit keine berufliche Tätigkeit aus, gilt die zuletzt ausgeübte berufliche Tätigkeit als versichert – und damit auch als Maßstab.
Häufigste Ursachen für eine Berufsunfähigkeit
Viele unserer jungen Kunden, die sich noch fit & frisch fühlen, haben häufig das Gefühl “ich werde doch nicht berufsunfähig”. Dabei ist es enorm wichtig, dass du dich bereits im gesunden Zustand absichert, um überhaupt versicherbar zu sein. Statistisch wird jeder Vierte in Deutschland im Laufe seines Erwerbslebens berufsunfähig. Eine beunruhigend hohe Zahl. In folgender Graphik erkennst du die häufigsten Ursachen der Berufsunfähigkeit – hättest du das selbst auch so eingeschätzt?

Was passiert im BU-Fall?
Die Absicherung durch das gesetzliche Versorgungssystem reicht nicht aus!
Die gesetzliche Rentenversicherung bietet ab dem Geburtsjahrgang 1961 keinen finanziellen Schutz bei Berufsunfähigkeit. Nur bei schwerwiegender Erwerbsunfähigkeit wird dir eine Rente gezahlt. Diese beträgt durchschnittlich ca. 850 EUR. Wenn du jedoch noch eine Arbeitsfähigkeit von mindestens drei Stunden täglich hast und nicht mehr als 6 Stunden täglich arbeiten kannst, wird dir nur die Hälfte ausgezahlt.
Als Freiberufler, der Mitglied eines Versorgungswerks ist, kannst du unter bestimmten Bedingungen Leistungen bei Berufsunfähigkeit erhalten. Die Definition der Berufsunfähigkeit ist in den Satzungen von Versorgungswerken jedoch oft sehr spezifisch definiert. In der Regel liegt Berufsunfähigkeit nur dann vor, wenn deine Erwerbsfähigkeit in Bezug auf deine konkret versicherte Tätigkeit vollständig verloren gegangen ist.
Die Voraussetzung dafür ist normalerweise, dass du deine berufsspezifische (und versicherte) Tätigkeit nicht mehr ausübst, oft verbunden mit der Rückgabe oder dem Verzicht auf deine Bestallung oder Zulassung. Der genaue Grad der Berufsunfähigkeit, ab dem Leistungen erbracht werden, oder ob auf eine andere Tätigkeit verwiesen werden kann, wird in den individuellen Richtlinien des jeweiligen Versorgungswerks festgelegt.
Somit ist auch in jenen Berufen eine private zusätzliche BU-Absicherung unbedingt von Nöten, da die Leistungen sonst ungenügend sind.
Wie wird eine Berufsunfähigkeit festgestellt?
Die Feststellung des Umfangs deiner Berufsunfähigkeit erfolgt in der Regel durch medizinische Gutachten oder Sachverständige. Die genauen Bedingungen und Kriterien für die Berufsunfähigkeit sind in den Vertragsbedingungen der Versicherungsgesellschaft festgelegt.
Es ist ratsam, verschiedene Angebote von Versicherungsgesellschaften zu vergleichen und die Bedingungen sorgfältig zu prüfen, um eine passende Berufsunfähigkeitsversicherung mit angemessenen Leistungen und Konditionen für dich zu finden. Dies geschieht meist bereits innerhalb einer unabhängigen Beratung.
Nach Eingang deines Leistungsfalles benötigt der Versicherer in der Regel 5–10 Arbeitstage, um dir mitzuteilen, welche Unterlagen noch für die Prüfung deines Leistungsfalles benötigt werden. Während der Prüfung wird man von der Versicherung ca. alle 4 Wochen über den aktuellen Sachstand informiert.
Du kannst jederzeit eine Leistung aus diesem Vertrag beantragen. Es gibt keine Frist, innerhalb der du den Versicherungsfall melden musst. Wenn du die Berufsunfähigkeit jedoch so spät meldest, dass du sie für die Vergangenheit nicht mehr nachweisen kannst, gilt oft folgendes Motto: Die Gesellschaft zahlt rückwirkend eine Leistung für den Zeitraum, für den du die Berufsunfähigkeit nachweisen kannst.
Finanzielle Folgen beim Verlust deiner Arbeitskraft:
Da aus den gesetzlichen Vorsorgesystemen meistens keine (ausreichende) Hilfe zu erwarten ist, kannst du das finanzielle Risiko leicht einschätzen. Du multiplizierst dein persönliches Einkommen mit der Anzahl der Jahre bis zum regulären Renteneintritt, um es zu ermitteln.
Dieses verfügbare Einkommen, auch Humankapital genannt, ist oft die einzige Einnahmequelle. Damit werden alle grundlegenden Bedürfnisse und Konsumwünsche erfüllt. Ob Urlaub, Haus, Familie, oder das Sparen – alles hängt von deiner Arbeitsfähigkeit ab! Es ist auch wichtig zu bedenken, dass damit auch die Altersvorsorge aufgebaut wird. Wenn du möglicherweise fehlende Rentenleistungen im Alter berücksichtigst, erhöht sich das Risiko noch weiter.
Ein Beispiel:
Ein 30-jähriger mit einem Bruttojahreseinkommen von 60.000€ p.a. geht damit, bis er 67 Jahre alt ist ein finanzielles Risiko in Höhe von ca. 2,2 Mio. € ein!
Dieser enorm hohe Betrag ist seltenst anderweitig abzufangen.
Es ist daher existenzsichernd, diese finanzielle Stärke abzusichern. Du solltest auf einen entsprechenden Versicherungsvertrag nicht verzichten.
Für wen ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist besonders wichtig, wenn du auf dein Arbeitseinkommen angewiesen bist. Die staatliche Absicherung gegen Berufsunfähigkeit reicht einfach nicht aus, um deinen Lebensunterhalt zu sichern.
Daher ist eine private Berufsunfähigkeitsversicherung besonders notwendig und sinnvoll für:
Selbstständige, die meist nicht gesetzlich rentenversichert sind und somit überhaupt keine Form der Arbeitskraftabsicherung haben, auch nicht der staatlichen Erwerbsunfähigkeit.
Erwerbstätige, die nicht auf ihr Arbeitseinkommen verzichten können. Vor allem, wenn man noch finanzielle oder familiäre Verantwortung trägt oder der Hauptverdiener der Familie ist.
Schüler, die eine berufliche Zukunft in “risikoreichen” Berufen, wie dem Handwerk, im sozialen Bereich, als Sportler oder Musiker anstreben. In diesen Berufen ist es später oft schwierig oder teuer, eine BU-Versicherung zu bekommen.
Personen, die gerade in den Beruf einsteigen, studieren oder eine Ausbildung machen. Mit guter Gesundheit kannst du eine vergleichsweise günstige BU-Versicherung abschließen.
Bei Beamten muss man etwas genauer hinschauen.
Hier hat man einen “Dienstherren”, nämlich den Staat oder das Bundesland. Daher redet man im Allgemeinen auch über deine Dienstunfähigkeitsversicherung oder zumindest eine Dienstunfähigkeits-Klausel, welche in dem BU-Vertragswerk hinterlegt sein muss.
Eine verbeamtete Person mit langjähriger Dienstzeit muss nicht immer eine BU-Versicherung haben. Denn du erhältst ein Ruhegehalt, das deutlich über dem Niveau der Erwerbsminderungsrente liegt. Wenn deine Lebenshaltungskosten jedoch höher sind als dein Anspruch auf Ruhegehalt, kannst du zusätzlich eine Dienstunfähigkeitsversicherung abschließen.
Als Beamter oder Beamtin auf Widerruf oder auf Probe solltest du jedoch in jedem Fall eine Dienstunfähigkeitsversicherung abschließen, da du noch keinen Anspruch auf ein Ruhegehalt hast. Auch Lebenszeitverbeamtete mit kurzen Dienstzeiten sollten im jungen Alter unbedingt über einen Abschluss der privaten DU nachdenken, da die erreichten Ruhegehälter noch nicht so hoch sind, weil sie an den Dienstzeiten gekoppelt sind.
Auch Soldaten auf Zeit benötigen eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Bei Dienstunfähigkeit erhalten sie maximal die gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Berufssoldaten und Berufssoldatinnen hingegen sind verbeamtet und erhalten ein Ruhegehalt, wenn sie nicht mehr dienstfähig sind. Auch hier sind die länge der bereits abgeleisteten Dienstzeiten entscheidend.
Besonderheit: Hausfrauen und Hausmänner:
Du solltest als Hausfrau oder Hausmann genau überlegen, ob du eine BU-Versicherung abschließen möchtest.
Statistisch gesehen passieren viele Unfälle vor allem im Haushalt. Daher sind gute BU-Verträge für Hausfrauen und Hausmänner nur schwer zu bekommen. Sie sind oft teuer und bieten in der Regel nur eine sehr niedrige Rentenhöhe. Wenn du jedoch bereits eine BU-Versicherung abgeschlossen hast und möglicherweise irgendwann wieder arbeiten gehst, solltest du diese Berufsunfähigkeitsversicherung unbedingt behalten.
Alles zum Versicherungsantrag
Wann sollte ich ein BU abschließen?
So früh wie möglich. Es empfiehlt sich, bereits in jungen Jahren, idealerweise zu Beginn deiner beruflichen Tätigkeit, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Das hat den Vorteil, dass der Versicherungsbeitrag langfristig geringer ausfällt. In der Regel bist du in jungen Jahren gesünder, was sich positiv auf die Gesundheitsprüfung auswirkt.
Wenn du beispielsweise schon als Schüler eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, bleibst du für die gesamte Vertragslaufzeit in einer günstigen Risikoklasse. Selbst wenn du später eine risikoreichere Tätigkeit ausübst, führt das nicht zu zusätzlichen Zuschlägen.
Darüber hinaus ermöglichen vertraglich festgelegte Optionen eine spätere Einstufung in eine risikoärmere Klasse, ohne erneute Gesundheitsprüfung.
Natürlich kannst du auch eine Versicherung abschließen, wenn du bereits mitten im Berufsleben stehst, insbesondere wenn du noch keinen entsprechenden Schutz hast.
Grundsätzlich gibt es 4 Faktoren, die den zu zahlenden Beitragshöhe deiner Berufsunfähigkeitsversicherung ausmachen:
- dein Alter: Je jünger du bist – umso günstiger wird dein Beitrag.
- Versicherungshöhe – und dauer: Je höher und länger die Absicherung, umso teurer wird dein Beitrag
- Risikogruppe deines Berufes und deiner Hobbys: Jeder Beruf wird in Risikoklassen aufgeteilt. Schreibtischtäter sind daher oftmals günstiger als Außendienstler, Handwerker oder Selbständige. Für sehr teure Risikoberufe – gibt es für dich auch interessante Alternativen, wie die Grundfähigkeit, die man prüfen kann.
- Gesundheit: Je gesünder du bist, je weniger du bei Ärzten o.ä. warst – umso günstiger wird deine Absicherung. Da Versicherer sonst oftmals mit Leistungsausschlüssen oder Risikozuschlägen arbeiten.
Was sollte ich bei Antragsstellung meiner BU beachten?
Es findet beim Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung immer eine Gesundheitsprüfung statt, um den aktuellen Gesundheitszustand festzuhalten. Vorhandene Krankheiten und Vorerkrankungen können dazu führen, dass der Versicherungswunsch abgelehnt wird oder dass es zu Leistungsauschlüssen kommt.
Ohne eine Gesundheitsprüfung wäre es schwieriger, die Versicherungstarife zu berechnen und würde insgesamt zu höheren Beiträgen führen.
Die Fragen beziehen sich normalerweise auf die gesundheitliche Vorgeschichte der letzten fünf Jahre, und bei stationären Behandlungen auch über einen längeren Zeitraum. Neben Angaben zur Körpergröße und zum Gewicht wird auch nach der regelmäßigen Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente gefragt. Hier haben wir ein Beispielauszug, von der Alten Leipziger BU, für dich:

Beantworte die Gesundheitsfragen immer vollständig und ehrlich. Im schlimmsten Fall besteht das Risiko, dass im Leistungsfall, wenn der Versicherer die Angaben überprüft, die Leistung verweigert wird.
Wenn sich der Gesundheitszustand während der Vertragslaufzeit verbessert und eine Krankheit geheilt ist, kann dies mit einer entsprechenden Prüfoption im Vertrag dazu führen, dass Ausschlüsse oder Risikozuschläge gestrichen werden.
BU-Versicherungen mit vereinfachten Gesundheitsfragen
Im Rahmen einer betrieblichen Altersversorgung können teilweise vereinfachte Fragen gestellt werden oder es kann auf eine umfangreiche Gesundheitsprüfung verzichtet werden. In Gruppenversicherungen, in denen viele Personen versichert werden, können entsprechende Risiken besser abgefedert werden. Oft reicht dann eine sogenannte Dienstobliegenheitserklärung des Arbeitgebers aus, in der bestätigt wird, dass der zu versichernde Arbeitnehmer in den letzten Jahren nicht länger als vier Wochen ununterbrochen arbeitsunfähig war, keine Eingliederungsmaßnahmen betroffen hat und keine Kenntnis über eine bestehende Behinderung vorliegt.
Der Nachteil hierbei ist oftmals, dass man den Schutz der betrieblichen BU verliert, wenn man den Arbeitgeber wechselt. Dies sollte man stets berücksichtigen.
Auch gibt es von Versicherungen oftmals Aktionszeiträume, in dem für bestimmte Berufsgruppen und Absicherungshöhen vereinfachte Gesundheitsfragen genutzt werden. Daher lohnt es sich, bei einem unabhängigen Berater, hier im Zweifelsfall genauer nachzufragen.
Schließe einen BU-Vertrag ab, wenn du gesund bist!
Der Gesundheitszustand spielt neben dem Beruf eine wichtige Rolle bei der Höhe der Beiträge. In der Regel sind Menschen in jungen Jahren noch gesünder. Wenn du bei guter Gesundheit eine BU-Versicherung abschließt, erhöhst du deine Chancen auf bezahlbare Beiträge.
Je länger du den Abschluss des Vertrags hinauszögerst, desto wahrscheinlicher ist es, dass bestimmte Krankheiten oder Beschwerden auftreten, die den Abschluss einer BU erschweren oder die Versicherung teurer machen.
Allerdings ist es auch mit Vorerkrankungen noch möglich, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen. Daher erstellt ein guter, unabhängiger Berater für dich im Vorfeld eine anonyme, kostenlose Risikovoranfrage und schickt jene direkt zu mehreren Gesellschaften für ein aussagekräftiges Votum.
Leistet meine Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt?
Bei einem Leistungsfall zahlt die BU-Versicherung in der Regel sehr zuverlässig. Laut der Leistungspraxis-Studie zum Thema Berufsunfähigkeit von Franke & Bornberg aus 2022 werden ca. 80 Prozent der Anträge auf eine BU-Rente bewilligt.
Die meisten Ablehnungen könnten vermieden werden: Nach Angaben von Morgen & Morgen basieren etwa 38,3 Prozent aller Ablehnungen darauf, dass sich die Versicherten nach der Antragstellung nicht mehr bei der Versicherung melden.
Auch werden, wie oben bereits erwähnt, die Gesundheitsfragen nicht wahrheitsgemäß ausgefüllt. Dies hat oftmals unterschiedlichste Gründe: Mal vergisst man eine Angabe oder man empfindet jene als nicht so wichtig an. Wir empfehlen hier stets sehr genaue Angaben zu machen. Notfalls auch die eigene Krankenkasse zu fragen – und v.a. die Gesundheitsfragen selbstständig auszufüllen.
Wenn wir uns die 20% der Anträge ansehen, die abgelehnt werden, erkennst du mit dieser Grafik von Morgen & Morgen (aus 2022) die unterschiedlichsten Gründe.

Wenn du eine BU-Rente beantragen musst, wird die Versicherung in der Regel viele Unterlagen von dir verlangen, bevor sie die Berufsunfähigkeitsrente bewilligt. Das kann im Krankheitsfall jedoch sehr anstrengend sein. Daher solltest du dich bei einem Antrag auf eine BU-Rente unterstützen lassen. Ein Anwalt oder eine Anwältin kann dir dabei helfen, die Fragebögen auszufüllen und wichtige Dokumente zu besorgen.
Auf welche Punkte sollte ich bei der Auswahl meiner BU achten?
Nicht alle Berufsunfähigkeitsversicherungen sind gleich. Hier sind einige der wichtigsten Klauseln und Punkte, auf die du bei der Auswahl achten solltest.
Die Arbeitsunfähigkeitsklausel
Nahezu alle Anbieter von BU-Versicherungen haben mittlerweile eine sogenannte „AU-Klausel“ im Angebot, die in verschiedenen Ausführungen erhältlich ist. Die Abkürzung AU-Klausel steht für „Arbeitsunfähigkeitsklausel“ und ermöglicht es dir, Leistungen von deinem BU-Versicherer zu erhalten, wenn du aufgrund einer Krankmeldung arbeitsunfähig bist. Dabei muss die Arbeitsunfähigkeit durch einen (Fach-)Arzt für mindestens 4–6 Monate ununterbrochen festgestellt sein.
Zwei wichtige Punkte:
Die AU-Klauseln variieren je nach Anbieter in Bezug auf zusätzliche Kosten, Leistungsdauer und ob der Versicherer auch gleichzeitig die Berufsunfähigkeit prüft.
Durch eine AU-Klausel wird die Wahrscheinlichkeit einer Leistung aus dem Vertrag noch weiter erhöht.
Hier mal ein Beispiel aus dem Kleingedruckten, den allgemeinen Bedingungen der Baloise Berufsunfähigkeitsversicherung:
“Die versicherte Person ist nach diesen Bedingungen arbeitsunfähig, wenn – sie seit mindestens sechs Monaten oder – seit vier Monaten und für voraussichtlich weitere zwei Monate – ununterbrochen krankheitsbedingt arbeitsunfähig ist und keine berufliche Tätigkeit ausübt, – dies durch einen in Deutschland zugelassenen Arzt oder einer in Deutschland zugelassenen Ärztin bescheinigt worden ist (14.1.3) und – keine Berufsunfähigkeit vorliegt.”
Da jede AU-Klausel unterschiedlich geschrieben worden ist, lohnt sich hier ein unabhängige Beratung, die dich hier detailliert aufklärt.
Abstrakte & konkrete Verweisungen:
In früheren, alten Verträgen liest man manchmal noch etwas von der “abstrakten Verweisung”. Dieses Verweisungsart gibt es nur noch in sehr wenigen Tarifen, da die abstrakte Verweisung klar die Leistungen deines Vertrags stark reduziert.
Als abstrakte Verweisung wird meist die Option bezeichnet, berufsunfähige Versicherte auf einen anderen Beruf zu verweisen, der in Bezug auf Einkommen und Lebensstellung vergleichbar ist und den sie theoretisch noch ausüben könnten. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Versicherte tatsächlich diesen Beruf ergreift oder eine Anstellung in diesem Bereich findet. Hier merkt man schnell, dass hier der Versicherer es sich leicht man kann und dich in einen gänzlich anderen Beruf verweisen darf. Eine tatsächliche Leistung seitens des Versicherers wird damit unwahrscheinlicher.
Daher achte stets auf den “Verzicht der abstrakten Verweisung”.
Der Versicherer prüft bei der konkreten Verweisung, ob du trotz Berufsunfähigkeit bereits eine neue Tätigkeit in deinem alten Beruf aufgenommen hast. Wenn diese Tätigkeit deiner Ausbildung, Erfahrung und bisherigen Lebensstellung entspricht, kann der Versicherer die Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente ablehnen, da du tatsächlich wieder eine vergleichbare Tätigkeit mit ähnlichem sozialen Ansehen und Einkommen ausübst.
Gleiches gilt, wenn du bereits BU-Leistungen erhältst und der Versicherer deine fortbestehende Berufsunfähigkeit überprüft. Der BU-Versicherer stellt seine Leistungen ein, wenn du eine neue Tätigkeit ausübst, die deiner Qualifikation, Erfahrung und bisherigen Lebensstellung entspricht.
Bei einer Nachprüfung verzichtet kein Versicherer auf die konkrete Verweisung. Grundsätzlich ist dies nicht problematisch, wenn du wieder eine angesehene Tätigkeit mit vergleichbarem Einkommen hast und nicht mehr finanziell auf die Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente angewiesen bist. Es gibt jedoch große Unterschiede, insbesondere bei der Definition deiner bisherigen Lebensstellung, die später darüber entscheiden können, ob die Berufsunfähigkeitsrente gezahlt wird oder nicht. Daher ist es wichtig, auf die Formulierungen zur konkreten Verweisung und der zugrunde gelegten Lebensstellung zu achten. Jemanden konkret zu verweisen, ist deutlich schwieriger. Nach oben belegter Grafik von Morgen & Morgen aus 2022 sind es gerade einmal ca. 0,6% aller abgelehnten Fälle, die auf die konkrete Verweisung zurückzuführen sind.
Nachversicherungsoptionen
Oftmals versichern wir uns in jungen Jahren als Berufseinsteiger. Aufgrund kleinerem Budget oder geringem Gehalt können wir uns teilweise noch nicht adäquat absichern.
Solltest du später eine Familie gründen oder beruflich schnell aufsteigen, so bist du unterversichert.
Ein Hochsetzen der BU-Absicherung ist meist nur mit komplett vollständig neuen Gesundheitsfragen der Fall. Dies ist im höheren Alter meist schwierig.
Daher gibt es sowohl ereignisabhängige Nachversicherungsoptionen (z.B.: Heirat, Scheidung, Immobilienerwerb, Existenzgründung, Familiennachwuchs, etc.), als auch ereignisunabhängige Optionen (z.B.: Erhöhung der BU-Rente in den ersten fünf Versicherungsjahren). Diese geben dir die Möglichkeit, deine BU-Rente ohne neue Gesundheitsfragen zu erhöhen .
Weltweiter Geltungsbereich
Der Versicherungsschutz sollte weltweit und zeitlich unbegrenzt sein. Sollte es dich beispielsweise im Urlaub durch einen Unfall erwischen oder aufgrund einer auslandsbezogenen Arbeitsstätte, so bist du dennoch abgesichert.
Die medizinische Untersuchung sollte stets auch aus dem Ausland von der Versicherung anerkannt werden. Sollte eine Gesellschaft Zweifel an der Diagnose haben, so sollte sie die Reise, den Aufenthalt und die Behandlung in Deutschland zahlen.
Infektionsschutzklausel
Es gibt Berufe, bei denen du dich an strenge Vorgaben gemäß dem Infektionsschutzgesetz halten musst. Ein Beispiel dafür ist der Beruf des Arztes. Unter bestimmten Umständen darfst du, selbst wenn du gesundheitlich dazu in der Lage bist, deine ärztliche Tätigkeit nicht mehr ausüben, wenn von dir eine potenzielle Infektionsgefahr ausgeht.
Vor allem bei Berufen in der Gesundheitsbranche und der Medizin ist eine Infektionsschutzklausel sinnvoll. Sie ist häufig in den meisten Tarifen ohnehin inkludiert.
Schulunfähigkeitsoption
Nicht in jedem Tarif kann man Schüler sinnvoll absichern. Es gibt teilweise Erwachsenentarife, die Schüler grundsätzlich nicht absichern können.
Doch oftmals sind Schüler versicherbar. Hier orientiert sich die Feststellung der Berufsunfähigkeit an den bei Eintritt der BU als Schüler konkret ausgeübten Aufgaben – und Tätigkeitsfeldern.
Zumutbare Umorganisation bei Selbstständigen
Du bist selbständig? Dann solltest du hier aufpassen! Bei Gesellschaftern und Geschäftsführern tun sich viele Versicherer schwer, da die Tätigkeitsfelder sehr unterschiedlich sein können. Daher muss die Versicherung in der Leistungsfallprüfung entscheiden, ob eine Umorganisation im eigenen Geschäfts- und Tätigkeitsfeld möglich ist - oder nicht. Die Formulierungen sind hier entscheidend und variieren unter den Versicherern.
Hier ein Beispiel aus der Nürnberger (Tarif: BU4Future Komfort + AU-Schutz, SBU3121DC):
“Berufsunfähigkeit liegt nicht vor, wenn ein Selbständiger oder Gesellschafterüber seinen Einfluß auf die betriebliche Situation durch zumutbare Umorganisation eine Tätigkeit ausüben kann, durch die er eineunveränderte Stellung als Betriebsinhaber innehat. Eine Umorganisation ist zumutbar, wenn sie wirtschaftlich und betrieblich zweckmäßig ist. Die konkret ausgeübte oder im Rahmen der Umorganisation ausübbare Tätigkeit muss aufgrund der Gesundheitsverhältnisse, der Ausbildung und Fähigkeiten zumutbar sein und der bisherigen Lebensstellung entsprechen. (…) Als eine der Ausbildung und den Fähigkeiten sowie der bisherigen Lebensstellung in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht entsprechende Tätigkeit wird dabei nur eine solche Tätigkeit angesehen, die keine deutlich geringeren Kenntnisse und Fähigkeiten erfordert und auch in ihrer Vergütung und Wertschätzung nicht spürbar unter das Niveau der bislang ausgeübten beruflichen Tätigkeit absinkt. Unzumutbar ist dabei jedenfalls eine Einkommensminderung von 20 % oder mehr gegenüber dem Bruttoeinkommen im zuletzt ausgeübten Beruf. Sollte die herrschende Rechtsprechung nachhaltig einen niedrigeren Prozentsatz festlegen, so ist dieser anzuwenden. Im begründeten Einzelfall kann aber auch bereits heute eine unter 20 % liegende Einkommensminderung unzumutbar in diesem Sinne sein.”
Eine Beratung ist echt wichtig
Lass dir beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung von einem auf die BU spezialisierten Versicherungsmakler helfen. Du solltest niemals eigenständig eine solche Versicherung abschließen, da du nicht alle sinnvollen und notwendigen Optionen kennst. Welche Versicherung und welcher Tarif zu dir passt, hängt unter anderem von deinem Alter, deinem Beruf und deinem Gesundheitszustand ab – aber auch von deinen Zielen, Wünschen und Lebensvisionen.
Es ist nicht immer einfach, eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden. Die Versicherungen unterscheiden sich in ihren Leistungen sowie ihren Annahmebedingungen. Je nach deinem Gesundheitszustand kann es sein, dass dich eine Versicherung ablehnt, während eine andere dich zu normalen Bedingungen aufnimmt.
Wenn du Vorerkrankungen hast, einen risikoreichen Beruf ausübst oder gefährliche Hobbys hast, besteht ein erhöhtes Ablehnungsrisiko. Wenn du nun selbstständig eine BU-Versicherung beantragst und eine Ablehnung erhältst, kann dies zu einem Eintrag im Hinweis- und Informationssystem der deutschen Versicherungswirtschaft (HIS) führen. Solche Informationen können auch von anderen Versicherungen eingesehen werden, die dich dann möglicherweise ebenfalls ablehnen.
Mit einer anonymen Risikovoranfrage kann dir das nicht passieren. Ein Versicherungsmakler oder eine Maklerin kann zunächst bei den Versicherungen anfragen, ob und unter welchen Bedingungen sie dir eine Absicherung anbieten würden. Dabei werden alle persönlichen Daten wie dein Name und deine Adresse geschwärzt. Bei einer Ablehnung erfolgt keine Meldung in der HIS-Datei.
Ein Makler kann dir auch dabei helfen, eine Versicherung mit guten Vertragsbedingungen zu finden. Denn im Falle des Falles benötigst du eine Rente über viele Jahre, daher kommt es in erster Linie auf die Leistung und nicht auf den Preis an. Bei dem komplexen Thema Berufsunfähigkeitsversicherung kommst du in der Regel nicht um eine individuelle Beratung herum.
Der Autor
