Harry Markowitz (24.08.1927–22.06.2032), war ein amerikanischer Ökonom, der ein Vorreiter der modernen Portfoliotheorie war. Auf seiner Forschung basiert heute die moderne Portfoliotheorie, die sogenannte “Markowitz-Portfolio-Optimierung”.
In den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellt Markowitz, dass du einzelne Vermögensanlagen nicht isoliert, sondern stets in Bezug auf ihre Wirkung auf das gesamte Vermögensportfolio betrachten solltest. Dabei beschreiben drei Parameter den Beitrag jeder einzelnen Anlage zum Ergebnis des Gesamtportfolios:
- Die Schwankungsbreite der Renditen jeder Anlage als Ausdruck des Risikos, gemessen als Standardabweichung bzw. Varianz.
- Die zukünftige Rendite jeder Anlage.
- Vor allem aber die Entwicklung der einzelnen Anlagen zueinander, gemessen als Korrelation (Wechselwirkung).
Diese Eigenschaften kannst du nutzen, um durch geschickte Kombination mehrerer Anlagen das Gesamtergebnis zu optimieren: Mehr Rendite bei gleichem Risiko oder weniger Risiko bei gleicher Rendite. Das Ertrags-Risiko-Verhältnis eines diversifizierten Portfolios ist jeder einzelnen Anlage überlegen.
Markowitz geht davon aus, dass du zwar Rendite schätzt, aber die Wertschwankungen, also die Schwankungen in der Entwicklung der Renditen, als Risiko empfindest. Dein Portfolio betrachtest du als „optimal“, wenn es bei dem Risiko, welches du bereit bist einzugehen, die Rendite maximiert (effiziente Portfolios). Es gibt also nicht nur ein effizientes Portfolio, sondern zu jedem Risiko ein effizientes Portfolio.
Für ein effizientes Portfolio ist es wichtig, Anlagen so zu kombinieren, dass du sowohl Renditechancen wahrnimmst als auch eine möglichst gleichförmige Entwicklung der Rendite des Gesamtportfolios erreichst.
Diversifikation ist wichtig
Wenn die zukünftige Entwicklung unsicher ist – was fast immer der Fall ist -, führt Diversifizierung zu einem besseren Anlageergebnis. (Nur wer Insider-Informationen hat, kann sich einer Entwicklung einigermaßen sicher sein, darf aber aus rechtlichen Gründen keinen Vorteil daraus ziehen.)
Eine optimale Aufteilung deines Vermögens auf verschiedene Anlageklassen, wie sie in einem effizienten Portfolio erfolgt, basiert auf einem rationalen, mathematischen Prozess. Dabei werden die Kennzahlen Rendite, Schwankungsbreite der Renditen und die Korrelation der Renditeentwicklung zueinander berücksichtigt. Einzelne Anlageklassen aufgrund persönlicher Vorlieben oder Abneigungen zu bevorzugen oder auszuschließen, verschlechtert gewöhnlich das Ergebnis.
Heutzutage bestimmt die Moderne Portfoliotheorie das moderne Anlage- und Investmentmanagement.
Schauen wir uns das obige Risiko-/Ertrags-Diagramm genauer an:
Die beiden Endpunkte der Linie repräsentieren ein Portfolio, das zu 100% aus ’sicheren Anlagen‘, wie zum Beispiel Anleihen (Punkt B), und ein Portfolio, das zu 100% aus risikobehafteten Anlagen, wie zum Beispiel Aktien (Punkt A), besteht.
M bezeichnet den Anlagen-Mix mit der geringsten Wertschwankung (Minimum Varianz Portfolio), also das ’sicherste‘ Portfolio.
Alle effizienten Portfolios liegen entlang der Linie zwischen Punkt M und A. Portfolios zwischen Punkt B und M sind nicht effizient, da es für jedes Portfolio mit einem bestimmten Risiko ein Portfolio mit einer besseren Rendite gibt (zwischen M und Q). Das bedeutet: Du kannst nicht nur eine höhere Rendite erzielen, sondern auch das Risiko reduzieren, wenn du zu einem ’sicheren‘ Portfolio geringe Anteile risikobehafteter Anlagen beimischst, die nicht vollständig korrelieren. So „reist“ man von Punkt B nach M.
Portfolios rechts von Punkt S weisen zwar noch eine steigende Rendite auf, jedoch geht damit ein Anstieg des Risikos einher.
Es ist wahrscheinlich, dass die meisten Anleger eine Vermögensstruktur haben, die weit unterhalb der Grenzeffizienzlinie liegt (im Schaubild mit “x” markiert).
Ein Grund dafür könnten die hohen Kosten der Vermögensverwaltung sein, die natürlich die Rendite schmälern – bei unverändertem Risiko. Kosten drücken jedes Portfolio in Richtung “unten”.
Ein weiterer Grund könnte ein nicht ausreichend diversifizierter Mix der Anlagen sein: Viele Anleger bevorzugen beispielsweise Aktien aus dem Heimatland (“home bias”, also Heimatneigung) oder sind übermäßig in einer bestimmten Anlageklasse engagiert (“Klumpenrisiko”). Häufig binden die selbstgenutzte Immobilie oder das Bedürfnis nach Sicherheit erhebliche Teile des Gesamtvermögens in einzelnen Anlageklassen.
Auch könnten persönliche Präferenzen des Anlegers das Ergebnis beeinflusst haben. Bestimmte Anlageklassen wurden möglicherweise sogar auf Wunsch des Kunden vollständig ausgeschlossen.
Der Berater ist den Überzeugungen des Kunden gefolgt, alle sind zufrieden und harmonisch auseinandergegangen, doch die Portfoliostruktur ist suboptimal.
In jedem dieser Fälle kannst du deine Rendite verbessern und/oder dein Risiko verringern, indem du deine Anlagen vernünftig diversifizierst und die Kosten minimierst.
Da wir nicht in die Zukunft schauen können bleibt natürlich eine nicht lösbare Herausforderung: Die zukünftigen Renditen aller Anlageklassen korrekt einzuschätzen.
Damit erhalten wir folgendes Fazit:
- Laut Markowitz gibt es kein „Optimales Anlage-Portfolio der Zukunft“. Die Entwicklung der Märkte und ihre Vorhersagbarkeit sind nicht möglich.
- Erfolgreiche Diversifikation beruht immer auf Investitionen in verschiedene Anlageklassen und nicht auf einer Vielzahl von Einzelwerten.
- Das Investmentziel, eine hohe Rendite basierend auf einem effizienten Portfolio zu erzielen, ist ohne ein höheres Anlage-Risiko nicht erreichbar.
- Geringe Korrelationen zwischen verschiedenen Anlageklassen können das Anlageergebnis insgesamt positiv beeinflussen, wenn man den Aspekt der Rendite betrachtet.
- Durch Diversifikation kannst du langfristig eine höhere Rendite erzielen und somit insgesamt bessere Anlageergebnisse erzielen.
- Die maximal erzielbare Rendite wird maßgeblich durch die Risikotoleranz des Anlegers und mögliche Schwankungen des gesamten Investment-Portfolios bestimmt.
- Daher hängt die zu erreichende Ziel-Rendite bei der Kapitalanlage-Strategie vom Risikolevel des Anlegers ab und umgekehrt.
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