Du denkst darüber nach, wie du dein Geld gewinnbringend investieren kannst, während du gleichzeitig positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft erzielen möchtest? Dann bist du nicht allein. Immer mehr Menschen erkennen die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Geldanlage und suchen nach Möglichkeiten, ihr Kapital verantwortungsvoll zu investieren.
Inhaltsverzeichnis
Nachhaltikeit – eine Sache der Definition!
Viele definieren den schwammigen Begriff “Nachhaltigkeit” in der Geldanlage unterschiedlich (Quelle: BaFin):

Es ist also wichtig, sich selbst eine Meinung zu bilden, was man unter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ versteht. Für diesen Artikel agieren wir unter dem Verständnis, dass ein nachhaltiges Investment gut für die Umwelt und die Gesellschaft sein muss.
Warum Nachhaltigkeit in der Geldanlage wichtig ist
Die Nachhaltigkeitsfaktoren in der Investmentanlage, auch bekannt als Umweltauswirkungen, soziale Belange und Governance-Faktoren (ESG), sind entscheidend, um langfristig stabile und ethisch verantwortungsvolle Investitionen zu fördern. Aber was bedeuten diese Faktoren genau?
Umweltauswirkungen (Environmental):
Der Klimawandel: Ein zentrales Thema in der heutigen Welt, das nicht nur Umweltaktivisten, sondern auch Investoren aufhorchen lässt. Investoren prüfen sorgfältig, wie klimafreundlich ein Unternehmen ist und wie gut es auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet ist. Dies beinhaltet nicht nur die Kohlenstoffemissionen des Unternehmens, sondern auch seine Strategien zur Reduzierung von Treibhausgasen. Unternehmen, die erneuerbare Energien nutzen oder in kohlenstoffarme Technologien investieren, werden immer attraktiver für Investoren, da sie nicht nur zur Verlangsamung des Klimawandels beitragen, sondern auch langfristig stabiler sein könnten.
Der Ressourcenverbrauch: Eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen wie Wasser und Energie ist von entscheidender Bedeutung. Unternehmen, die ressourceneffizient arbeiten und innovative Wege finden, um ihren Verbrauch zu reduzieren, können nicht nur Kosten einsparen, sondern auch umweltfreundlicher sein. Investoren sehen dies als Zeichen für betriebliche Effizienz und Verantwortungsbewusstsein.
Umweltauswirkungen: Wie beeinflusst ein Unternehmen die Umwelt? Hier geht es nicht nur um Kohlenstoffemissionen, sondern auch um Fragen der Umweltverschmutzung und des Naturschutzes. Unternehmen, die strenge Umweltauflagen einhalten und sich für den Schutz natürlicher Lebensräume engagieren, können sich als langfristig tragfähige Investitionen erweisen. Schließlich sind Unternehmen, die sich um die Umwelt kümmern, oft weniger anfällig für Reputationsrisiken und regulatorische Sanktionen.
Soziale Belange (Social):
Menschenrechte: Investoren legen großen Wert darauf, dass Unternehmen die Menschenrechte in ihrer Lieferkette und ihren Geschäftspraktiken respektieren. Dies bedeutet, dass Unternehmen sicherstellen müssen, dass sie keine Produkte oder Dienstleistungen von Lieferanten beziehen, die Menschenrechtsverletzungen begehen. Investoren schauen genau hin, wie Unternehmen mit diesen ethischen Herausforderungen umgehen.
Arbeitsbedingungen: Die Bedingungen, Löhne und Sicherheit der Mitarbeiter sind von entscheidender Bedeutung. Unternehmen, die fair bezahlen, sichere Arbeitsbedingungen gewährleisten und Arbeitsplatzsicherheit bieten, ziehen talentierte Mitarbeiter an und minimieren das Risiko von Arbeitsstreiks oder rechtlichen Problemen.
Vielfalt und Inklusion: Vielfalt ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung, sondern kann auch die Leistung eines Unternehmens steigern. Investoren interessieren sich dafür, wie gut Unternehmen Geschlecht, Ethnizität und andere Aspekte der Vielfalt in ihrer Belegschaft repräsentieren und fördern. Diverse Teams haben oft vielfältigere Perspektiven und sind kreativer.
Gemeinschaftsengagement: Wie Unternehmen mit den Gemeinschaften interagieren, in denen sie tätig sind, ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Unternehmen, die sich aktiv in soziale Projekte einbringen und zu lokalen Entwicklungsinitiativen beitragen, können eine positive Beziehung zu ihren Gemeinschaften aufbauen und gleichzeitig langfristigere Investitionen anziehen.
Governance-Faktoren (Governance):
Unternehmensführung: Die Qualität der Unternehmensführung ist entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Investoren achten auf die Unabhängigkeit des Vorstands, die Erfahrung der Führungskräfte und die Transparenz in den Geschäftspraktiken. Ein gut geführtes Unternehmen ist oft besser in der Lage, Herausforderungen zu bewältigen und Chancen zu nutzen.
Ethik und Integrität: Die Einhaltung ethischer Standards und die Integrität des Unternehmens sind wichtige Aspekte. Investoren möchten sicherstellen, dass Unternehmen keine fragwürdigen Geschäftspraktiken oder ethischen Verstöße aufweisen, die das langfristige Vertrauen der Anleger gefährden könnten.
Aktionärsrechte: Der Schutz der Rechte der Aktionäre ist von entscheidender Bedeutung. Investoren möchten sicherstellen, dass ihre Investitionen angemessen geschützt sind und dass sie Einfluss auf wichtige Unternehmensentscheidungen haben, wie die Wahl des Vorstands oder die Genehmigung von Fusionen und Übernahmen.
Die Berücksichtigung dieser Nachhaltigkeitsfaktoren in der Geldanlage ist nicht nur eine ethische Entscheidung, sondern kann auch dazu beitragen, langfristig stabile und erfolgreiche Investitionen zu tätigen. Investoren, die diese Faktoren sorgfältig abwägen, können nicht nur zur Verbesserung der Umwelt und der Gesellschaft beitragen, sondern auch finanzielle Renditen erzielen, die ihre Erwartungen übertreffen. Es ist eine Win-Win-Situation, die die Zukunft unseres Planeten und unserer Finanzen gleichermaßen betrifft.
Die unterschiedlichen, geschilderten ESG-Aspekte werden von dem größten Teil der Bevölkerung getragen- spielen aber eine unterschiedlich starke Rolle in der Definition von Nachhaltigkeit (Quelle: BaFin):

Nachhaltigkeitsfaktoren für die Investmentauswahl
Nachhaltigkeit ist ein großer, oftmals schwammig genutzter Begriff. Dahere ist es relevant zu betrachten, wie die Nachhaltigkeitsfaktoren ermittelt werden:
Konkret bedeutet das, dass Unternehmen nicht nur nach ihren Gewinnprognosen beurteilt werden, sondern auch danach, wie sie Umweltauswirkungen mindern, soziale Verantwortung übernehmen und eine transparente Unternehmensführung praktizieren. Dieser Ansatz fördert Unternehmen, die langfristig stabile Renditen erwirtschaften und gleichzeitig positive gesellschaftliche und ökologische Auswirkungen haben.
Ausschlusskriterien: Ethik und Verantwortung in der Portfolioauswahl
Bei der Anwendung von Ausschlusskriterien werden bestimmte Unternehmen oder Branchen aufgrund schwerwiegender ESG-Verstöße oder ethischer Bedenken aus dem Investitionsuniversum ausgeschlossen. Dies ist ein kraftvolles Instrument, mit dem Investoren ihre ethischen und nachhaltigen Prinzipien in die Praxis umsetzen können. Zum Beispiel könnten Tabakunternehmen oder Waffenhersteller aus moralischen Erwägungen aus den Portfolios ausgeschlossen werden.
Die Anwendung von Ausschlusskriterien ermöglicht es den Anlegern, ihre Investitionen gezielt auf Unternehmen auszurichten, die ihren ethischen Standards entsprechen. Es ist eine klare Botschaft an die Märkte und die Unternehmen selbst, dass bestimmte Praktiken oder Geschäftsfelder nicht toleriert werden.
Positives Screening: Gezielt in Vorreiter investieren
Das positive Screening ist ein Ansatz, bei dem Unternehmen oder Anlagen gezielt ausgewählt werden, weil sie ESG-Kriterien besonders gut erfüllen. Anleger suchen nach Unternehmen, die sich durch nachhaltige Praktiken und hohe ESG-Werte auszeichnen. Solche Unternehmen könnten in erneuerbare Energien investieren, soziale Verantwortung übernehmen oder eine herausragende Unternehmensführung aufweisen.
Diese Strategie ermöglicht es Anlegern, ihr Kapital gezielt in Unternehmen zu investieren, die sich in ihrer Branche als Vorreiter für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung hervorgetan haben. Dies trägt nicht nur zur Förderung von positiven Praktiken bei, sondern kann auch finanziell attraktiv sein.
Best-in-Class-Ansatz: Die Besten ihrer Klasse identifizieren
Der Best-in-Class-Ansatz beinhaltet den Vergleich von Unternehmen innerhalb derselben Branche, wobei diejenigen mit den besten ESG-Kriterien ausgewählt werden. Anleger wählen also die „besten“ Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung aus.
Dieser Ansatz erkennt an, dass es in jeder Branche Unterschiede in Bezug auf Nachhaltigkeit gibt. Es ist möglich, dass ein Unternehmen in einer als kritisch angesehenen Branche immer noch führend in Bezug auf ESG-Kriterien ist. Investoren können von dieser Relativität profitieren, indem sie die besten Unternehmen in ihrer jeweiligen Klasse auswählen.
Themenbasierte Investitionen: Gezielte Ausrichtung auf Nachhaltigkeitsthemen
Themenbasierte Investitionen konzentrieren sich darauf, gezielt in Themenbereiche zu investieren, die mit Nachhaltigkeit und ESG verbunden sind. Dies kann erneuerbare Energien, sauberes Wasser, Bildung oder soziale Entwicklung umfassen. Investoren wählen Anlagen, die einen positiven Einfluss auf diese Themen haben und gleichzeitig finanzielle Renditen erzielen.
Diese Strategie ermöglicht es Anlegern, ihre Werte und Interessen in ihre Portfolios einzubeziehen und gleichzeitig aktiv an der Förderung von nachhaltigen Lösungen teilzunehmen.
Impact Investing: Kapital für positive Veränderungen einsetzen
Impact Investing geht noch einen Schritt weiter, indem Kapital gezielt in Projekte oder Unternehmen investiert wird, die positive soziale oder Umweltauswirkungen erzielen sollen. Der Schwerpunkt liegt auf der Generierung von messbaren und positiven Veränderungen. Dieser Ansatz ermöglicht es Anlegern, direkt zur Lösung globaler Herausforderungen wie Armut, Umweltzerstörung oder Bildungsmangel beizutragen.
Impact Investing verbindet finanzielle Renditen mit einem tiefgreifenden sozialen und ökologischen Nutzen und wird von vielen als eine der wirkungsvollsten Formen des nachhaltigen Investierens angesehen.
Nachhaltige Indizes und ETFs: Breite Diversifikation mit Nachhaltigkeitsfokus
Es gibt spezielle Indizes und Exchange Traded Funds (ETFs), die auf nachhaltige oder ESG-Kriterien ausgerichtet sind. Diese Fonds bieten Anlegern die Möglichkeit, in diversifizierte Portfolios von Unternehmen zu investieren, die bestimmte Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Sie sind eine bequeme Möglichkeit, in nachhaltige Anlagen zu diversifizieren, ohne einzelne Unternehmen auswählen zu müssen.
Nachhaltige Indizes und ETFs bieten eine breite Palette von Anlagemöglichkeiten und sind eine attraktive Option für Anleger, die eine breite Diversifikation suchen, ohne auf Nachhaltigkeit zu verzichten.
Den meisten ist Nachhaltigkeit wichtig. Allerdings unterscheiden sich die Dimensionen und Einstellungen innerhalb der Bevölkerung zu dem Thema sehr (Quelle: BaFin):

Die Probleme in der nachhaltigen Geldanlage:
Die ESG-Integration in Anlagestrategien bietet zweifellos viele Vorteile in Bezug auf die Berücksichtigung von Umweltauswirkungen, sozialen Belangen und Governance-Faktoren (ESG) bei Investitionsentscheidungen. Allerdings gibt es auch einige mögliche Nachteile, insbesondere im Hinblick auf Kosten und Rendite. Hier sind einige der Hauptnachteile der ESG-Integration:
Höhere Kosten - ESG-Integration erfordert zusätzliche Ressourcen, um ESG-Daten zu sammeln, zu analysieren und in Anlageentscheidungen zu integrieren. Die Beschaffung dieser Daten kann kostspielig sein, insbesondere wenn spezialisierte ESG-Forschungsdienste oder Datenanbieter benötigt werden. Dies kann die Gesamtkosten einer Anlagestrategie erhöhen.
Renditepotenzial – Die Auswahl von Unternehmen oder Anlagen aufgrund von ESG-Kriterien kann dazu führen, dass einige potenziell renditestarke Investitionsmöglichkeiten ausgeschlossen werden. Dies kann sich negativ auf die Rendite des Portfolios auswirken, insbesondere wenn sich bestimmte Branchen oder Unternehmen mit hohen Renditen nicht an ESG-Standards halten.
Komplexität- Die Integration von ESG-Kriterien in den Anlageprozess kann die Komplexität erhöhen. Fondsmanager und Analysten müssen eine breite Palette von ESG-Faktoren berücksichtigen, was zu komplexeren Analyse- und Entscheidungsprozessen führen kann.
Mangelnde Standardisierung- Es gibt derzeit keine einheitlichen ESG-Standards oder Metriken, was zu Uneinheitlichkeit bei der Datenbewertung und ‑interpretation führen kann. Dies erschwert oftmals die Vergleichbarkeit von ESG-Informationen und die Konsistenz in der Anwendung von ESG-Kriterien.
Potenzielle Performance-Volatilität: Die Performance von ESG-orientierten Portfolios kann volatiler sein, da sie von den ESG-Risiken und ‑Chancen abhängt. In Zeiten, in denen ESG-Faktoren besonders stark in den Vordergrund treten, kann dies zu höherer Volatilität führen, was einige Anleger beunruhigt. Volatilität bezeichnen wir Deutschen oftmals als “Risiko”. Damit erscheint das mögliche Anlagerisiko aufgrund höherer Schwankungen höher.
Fazit
Mit den Vor- und Nachteilen gehen Anleger unterschiedlich. In einer Umfrage erkennt man schnell die Uneinigkeit. Die Schwerpunkte innerhalb der Geldanlage werden oftmals sehr individuell und unterschiedlich gesetzt:

Zum Abschluss muss man sagen, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren in der Geldanlage ist mehr als nur ein Trend. Es ist eine Möglichkeit, finanzielle Ziele zu erreichen, während gleichzeitig positive Veränderungen für die Umwelt und die Gesellschaft gefördert werden. Ob du dich für ESG-Integration, Impact Investing oder andere Ansätze entscheidest, die Welt des nachhaltigen Investierens bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, die zu deinen Werten und Zielen passen. Dein Geld kann nicht nur für dich arbeiten, sondern auch für eine bessere Zukunft. Dennoch sollte man immer auch die möglichen Nachteile im Blick behalten. Vor allem muss man sich bewusst sein, dass ein gutes, nachhaltig strukturiertes Portfolio aktuell nur eingeschränkt mit ETF ́s abbildbar ist, sondern man sich meist im aktiven Management befindet. Dadurch wird meine Anlage teurer, sodass ich es durch ein höheres Sparaufkommen kompensieren muss.
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