Lass uns in diesem Artikel das Lieblingsprodukt der Deutschen anschauen: die klassische Lebensversicherung. Es gibt mehr klassische Lebensversicherungen in der BRD als Menschen hier leben. Das ist erstaunlich. Daher lohnt es sich, dieses Produkt auf den folgenden Seiten neutral zu beleuchten, um am Ende einen besseren Überblick zu haben. Kann diese Form der Versicherung so schlecht sein, wenn so viele Menschen sie haben? Dieser Frage gehen wir auf den Grund.
Inhaltsverzeichnis
Lebensversicherung
Bei einer Lebensversicherung wird im Todesfall der versicherten Person ein bestimmter Betrag an die im Versicherungsvertrag benannten Begünstigten ausgezahlt. Zudem besteht die Möglichkeit, nicht nur den Todesfall abzusichern, sondern gleichzeitig mit regelmäßigen Zahlungen Kapitalvermögen aufzubauen. Dabei wird vereinbart, dass du im Erlebensfall zu einem festgelegten Zeitpunkt eine bestimmte Summe ausgezahlt bekommst.
Kapitalbildung und Risikoabsicherung mit der klassischen Lebensversicherung
Die klassische Lebensversicherung verbindet zwei wichtige Interessen: Die Absicherung im Todesfall, was für deine Angehörigen überlebensnotwendig sein kann, und den Aufbau von Kapital durch regelmäßige Einzahlungen. Im Laufe der Zeit summiert sich das Kapital, das auch verzinst wird und am Ende der Vertragslaufzeit zu einer oft “ansehnlichen” Auszahlung führt. Die Verzinsung liegt derzeit etwa bei 2–3 %, vor Kosten. Darüber hinaus erwirtschaften die Versicherer durch geschickte Anlagepolitik zusätzliche Renditen, die dir als Versicherungsnehmer ausgezahlt werden. Die genaue Höhe dieser Rendite wird nicht im Vertrag festgeschrieben, da sie im Voraus nicht genau vorhergesagt werden kann. Die Auszahlung besteht sowohl aus den erwirtschafteten Überschüssen der Lebensversicherungsgesellschaften als auch aus den Wertzuwächsen des Kapitals, das gewinnbringend angelegt wurde.
Rückkauf der Lebensversicherungen
Ungefähr ein Drittel der Lebensversicherungen in Deutschland wird vorzeitig durch einen Rückkauf beendet, was in der Regel wirtschaftlich nachteilig ist und von der bisherigen Vertragsdauer abhängt. Diese Möglichkeit könntest du in Betracht ziehen, falls sich deine Lebensumstände ändern, besonders dann, wenn du das angesammelte Kapital kurzfristig benötigst.
Klassische Lebensversicherung – lohnt sich das?
Die klassische Lebensversicherung ist eine sogenannte gemischte Lebensversicherung, die sowohl absichernde als auch vermögensbildende Aspekte vereint. Sie wird oft sowohl als Altersvorsorge als auch als sichere Geldanlage gewählt. Die weiterhin vergünstigte steuerliche Behandlung der Erträge trägt zur Beliebtheit dieser Versicherungsform bei, obwohl sich die Verzinsung des eingezahlten Kapitals derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau befindet.
In Deutschland gibt es immer noch mehr Lebensversicherungen als Einwohner. Laut Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft gibt es ca. 87 Millionen Verträge. Viele davon laufen bereits seit Jahrzehnten. Ob der Abschluss einer neuen Lebensversicherung angesichts sinkender Erträge lohnt, ist umstritten. Hier sind die wichtigsten Argumente der Befürworter und Gegner:
Pro:
Wenn der Hauptverdiener einer Familie versterben sollte, kann das zu einer finanziellen Katastrophe führen. Du kannst deine Angehörigen vor diesem Risiko schützen, indem du eine Lebensversicherung abschließt. Verbraucherschützer empfehlen hierfür den Abschluss einer Risikolebensversicherung, da sie deutlich günstiger ist als eine kapitalbildende Lebensversicherung. Die Risikolebensversicherung sichert nur den Todesfall ab und erstattet die eingezahlten Beiträge nicht zurück.
Im Gegensatz dazu dient die kapitalbildende Lebensversicherung auch als Altersvorsorge. Du hast die Möglichkeit, dir die Beiträge entweder in einer Summe auszahlen zu lassen oder eine lebenslange Rente zu beziehen.
Der Garantiezins für Neuverträge, den das Bundesfinanzministerium festlegt, liegt seit Anfang des Jahres bei 0,25 Prozent. Hinzu kommt die freiwillige Überschussbeteiligung, über die die Versicherer jedes Jahr neu entscheiden, abhängig von der Wirtschaftslage und dem Erfolg ihrer Anlagestrategie. In den letzten Jahren lag die durchschnittliche Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung bei etwa 1,5–2,5 % pro Jahr.
Einige Versicherungsunternehmen bieten mittlerweile auch Verträge an, bei denen zwar keine Zinsen garantiert werden, dafür aber eine höhere Rendite möglich ist. Dabei wird der Erhalt der eingezahlten Beiträge zugesichert und später eine Mindestrente ausgezahlt. Wenn es am Kapitalmarkt aufwärts geht, sollen Kunden von höheren Renditechancen profitieren.
Contra:
Transparenz- du blickst da doch kaum noch durch, oder? Verbraucherschützer bemängeln schon seit Jahren die fehlende Transparenz der Lebensversicherungen. Du kannst als Kunde wirklich nicht nachvollziehen, was mit deinem Geld in einer Lebensversicherung passiert.
Die Zeiten, in denen du als Lebensversicherungskunde mit einer garantierten Verzinsung von 4 Prozent rechnen konntest, sind lange vorbei. Es gilt der bereits erwähnte Garantiezins von 0,25 Prozent. Für die Versicherer werden die Altverträge jedoch zunehmend zum Problem, da sie die früher versprochenen Zinsen kaum noch erwirtschaften können. Was sie für die hochverzinsten Altverträge beiseitelegen, fehlt dann als Überschussbeteiligung.
Deine Lebensversicherung wird daher immer weniger wert: Wo im Jahr 2000 noch eine laufende Verzinsung von mehr als 7 Prozent stand, sind es heute weniger als 3 Prozent.
Ein weiterer Kritikpunkt der Verbraucherschützer ist die mangelnde Flexibilität der Lebensversicherung. Falls du den Vertrag früher als ursprünglich geplant beenden möchtest, weil du das Geld benötigst oder der ehemals Begünstigte nicht mehr abgesichert werden soll, musst du mit massiven Verlusten rechnen.
Kostenbetrachtung und Alternativen
Natürlich spielen auch die Kosten der Versicherung eine große Rolle dafür, wie viel Geld am Ende für dich zur Verfügung steht. Dabei gibt es die Versicherungskosten und die Risikokosten. Die Versicherungskosten beinhalten die Abschluss- und Vertriebskosten sowie die Verwaltungskosten. Die Risikokosten werden zur Deckung des versicherten Risikos (Todesfall) erhoben und ergeben sich aus einer Berechnung, die Höhe der Leistung und Wahrscheinlichkeit der Leistungsauslösung beinhaltet. Damit ergibt sich:
Sparbeitrag = Gesamtbeitrag – Versicherungskosten – Risikokosten
Dabei bezeichnet der Sparbeitrag den Beitrag, der auch tatsächlich für deinen Kapitalaufbau verwendet wird. Übrigens gibt es den garantierten Zins auch nur auf den Sparbeitrag, nicht auf den Gesamtbeitrag. Wie hoch dieser ist, hängt natürlich von der Auswahl des Versicherers und der Risiko-Absicherung ab.
Für einen transparenten Vergleich haben wir eine typische, klassische Lebensversicherung mit verschiedenen, moderneren Lösungen verglichen. Den umfassenden Vergleich findest du in unserem Artikel zu Unterschieden in der Altersvorsorge. Ohne zu viel aus diesem Artikel zu wiederholen, die untere Grafik zeigt die Ergebnisse, wobei Ver I die klassische Lebensversicherung darstellt. Dabei wurde ein Gesamtbeitrag von 200€ über einen Zeitraum von 37 Jahren zugrunde gelegt. Die Ergebnisse sprechen für sich.

Unser Fazit: Als Altersvorsorge nicht sinnvoll und zeitgemäß
Die klassische Lebensversicherung ist für die Altersvorsorge nicht mehr sinnvoll und auch nicht zeitgemäß. Glücklicherweise werden sie auch von Versicherern immer seltener vermittelt. Dennoch werden selbst heutzutage noch klassische Produkte abgeschlossen.
Die zu hohen Kosten, die viel zu geringen Zinsen und die zu große Inflexibilität lassen uns erkennen, dass wir dieses Produkt nicht mehr ruhigen Gewissens vermitteln können. Vor allem bei jungen Kunden, deren Zeitspannen noch groß sind und deren Zinseszinseffekt essentiell für einen guten Vermögensaufbau und eine gute Rente ist.
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