Dass wichtig ist, für das Alter zu sparen ist inzwischen den Meisten bewusst. Viele wissen auch, dass man dies mit Steuervorteilen in Altersvorsorgeprodukten machen kann. Doch wie groß die Unterschiede zwischen guten und schlechten Produkten sind, ist den wenigsten bewusst. Diese stelle ich in diesem Artikel vor. Dabei überspringe ich den wichtigen ersten Schritt, in dem es darum geht, welche Form der Altersvorsorge am besten geeignet ist. In diesem Artikel führe ich einen Produktvergleich mit einer gleichbleibenden Strategie durch. Eine gute, umfassende Beratung setzt als noch vor dem Inhalt dieses Artikels an. Dennoch ist der Inhalt dieses Artikels höchst relevant und wird leider viel zu oft vernachlässigt.
Inhaltsverzeichnis
Kurzfassung
Da ich eine transparente und faire Darstellung bieten möchte, ist dieser Artikel sehr lang geworden. Daher folgt hier eine Kurzfassung mit den wichtigsten Ergebnissen vorweg:
In diesem Vergleich zeige ich, dass bei einem identischen Sparverhalten von 200€/Monat über 37 Jahre die Unterschiede zwischen guter und schlechter Altersvorsorge über 360.000€ betragen.
Ein gutes Produkt für die Altersvorsorge muss folgendes bieten:
- Hohe Renditechancen durch Investmentkern
- Umsetzbarkeit einer optimierten Anlagestrategie (Fondsauswahl, ETFs etc.)
- Steueroptimierung durch zielgerichtete Produkte
- Kostenoptimierung
Am einfachsten bekommst du ein solches Angebot, wenn du einen unabhängigen Versicherungsmakler oder Honorarberater aufsuchst und dir folgende Fragen stellst:
- Passt die vorgeschlagene Lösung zu mir/meiner Lebenssituation?
- Habe ich eine hohe Investmentquote (idealerweise 100%)?
- Kann ich selbst bestimmen, wie das Investment getätigt wird?
- Kann ich auch in ETFs oder Index-Fonds investieren?
- Gibt es eine sinnvolle Strategie für die Zeit nach Rentenbeginn?
- Geht mein Ansprechpartner transparent auf Kosten ein und erklärt diese verständlich?
Die Antwort auf jede dieser Frage sollte „Ja“ sein, da jedes einzelne „Nein“ hier schnell 100.000€ und mehr an Ablaufleistung kostet. Diese Fragen eigenen sich natürlich auch, wenn du bereits ein Produkt gewählt hast und hinterfragen willst, ob dieses eine gute Wahl war.
Wenn ich dich damit neugierig gemacht habe, viel Spaß mit dem Rest des Artikels.
Der Vergleich
Es ist extrem wichtig, dass hier Äpfel mit Äpfeln verglichen werden, d.h., dass die Berechnung die gleichen Bedingungen für alle Produkte beinhaltet, mit Ausnahme der Parameter, die bewusst geändert werden. Nur so, kann die Auswirkung der einzelnen Einflüsse differenziert beobachtet werden. Jeder Vergleich findet also mit derselben Beispielperson, Sparrate und steuerlichen Gesetzgebung statt. Dabei vergleichen wir ein Tagesgeldkonto mit Altersvorsorgeprodukten der 3. Schicht. Die genauen Parameter der Berechnung findest du im Anhang. Diese Annahmen sind in allen Berechnungen getroffen:
- Sparrate: 200€ pro Monat
- Aktuelles Alter: 30 Jahre
- Rentenbeginn mit: 67 Jahren
Verglichen werden folgende Produkte:
- Tagesgeldkonto mit 2% Zinsen
- Klassisches Altersvorsorgeprodukt mit Garantien
- Typisches investmentbasiertes Altersvorsorgeprodukt
- Kostenoptimiertes investmentbasiertes Altersvorsorgeprodukt
- Vollständig optimiertes Altersvorsorgeprodukt
Eine besondere Schwierigkeit bei diesem Vergleich besteht darin, dass ich nicht nur darauf schauen möchte, wie viel Geld man bis zur Rente ansparen kann. Viel interessanter finde ich, wieviel Geld einem während der Rente zur Verfügung steht. Für den Laien ist diese Unterscheidung wohlmöglich nicht so naheliegend, aber wer diesen Blog bis zum Ende liest wird erkennen, dass diese Betrachtung essenziell wichtig ist! Das liegt daran, dass man in den hier betrachteten Altersvorsorgeprodukten die Wahl hat, ob man sich das Geld als Summe auszahlen lässt, oder in eine lebenslange, monatliche Rente umwandeln lässt. Wieviel Geld man dann insgesamt erhält, hängt dann natürlich davon ab, wie lange man lebt. Doch auch im Falle der Auszahlung (bzw. des Tagesgeldkontos, wo die Option zur Rentenumwandlung ja nicht besteht) spielt die Lebensdauer eine erhebliche Rolle, da in dieser Zeit ja weitere Kapitalerträge erzielt werden können. Für dieses Beispiel habe ich folgende Wahl getroffen:
- Alter zum Todeszeitpunkt: 90 Jahre
Ich kann somit vergleichen, wieviel Geld in den verschiedenen Produkten bis Rentenbeginn angespart werden kann, und wieviel Geld im Laufe der Zeit von Alter 67 bis 90 insgesamt zur Verfügung steht. Wen es ganz genau interessiert, kann im Anhang mehr zur Berechnungnachlesen. Ebenfalls findest du im Anhang, wie ich die steuerliche Betrachtung der Produkte gehandhabt habe.
Genug des Prologs, wie schneiden die einzelnen Produkte ab?
Tagesgeldkonto mit 2% Zinsen
Das Tagesgeldkonto steht in diesem Vergleich für das einfache Geld zurücklegen. Für viele Deutsche ist es tatsächlich die einzige bzw. die umfangreichste Form des Geldsparens. Ideal für die Altersvorsorge ist das natürlich nicht, da die Rendite, die man auf einem Tagesgeldkonto bekommt nicht berauschend ist. Zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Beitrag schreibe, bekommt man ca. 2% Zinsen auf ein Tagesgeldkonto. Damit stellt sich die Frage:
Wie viel Geld lässt sich im Tagesgeldkonto mit einer Sparrate von 200€/Monat, 37 Jahren Laufzeit und einen Zins von 2% ansparen?
In diesem Beispiel errechne ich eine angesparte Summe von ca. 127.200€. Die 2% Zinsen bleiben auch zur Rentenzeit bestehen. Vom Tagesgeldkonto werden monatlich 560€ abgehoben, sodass zum Todeszeitpunkt mit 90 Jahren noch etwa 700€ Guthaben bestehen. Somit standen während der Rentenzeit insgesamt etwa 155.200€ zur Verfügung.
Angesparte Summe zum Rentenbeginn:
127.200€
Auszahlungssumme in Rente:
155.200€
Klassische Rentenversicherung mit Garantie
Mit dem hier analysiertem klassischen Altersvorsorgeprodukt beginnen wir unsere Reihe an Versicherungsprodukten, die steuerrechtlich identisch in der 3. Schicht der Altersvorsorge angesiedelt sind. Somit handelt es sich um Produkte, die eine steuerliche Begünstigung auf die Auszahlungen in der Rentenzeit erhalten, Details siehe hier. Im Vergleich zu einem Tagesgeldkonto wurde hier also schon folgendes erkannt:
- Es muss gezielt fürs Alter vorgesorgt werden
- Es wird ein dafür gezielt geschaffenes Produkt genutzt
- Es werden Steuervorteile angestrebt
Das Problem an den typischen klassischen Altersvorsorgeprodukten, die in Deutschland leider sehr verbreitet sind, liegt in der fehlenden Rendite. Das resultiert hauptsächlich aus den hohen Garantien, die mit diesen Produkte oft einhergehen. Um diese Garantien zu gewährleisten, wird das Geld zu großen Teilen im Deckungsstock der Versicherung angelegt. Dort befindet sich in der Regel eine Mischung aus Staatsanleihen, Immobilien, Aktien und verschiedenen anderen Investments. Die daraus erzielten Überschussbeteiligungen für klassische Lebens- und Rentenversicherungen pro Versicherung können online eingesehen werden und liegen 2023 typischerweise zwischen 1,75%-3% (Quelle: Morgen&Morgen).

Da nicht immer 100% des angelegten Geldes im Deckungsstock liegen und ein kleiner Anteil mit besserer Rendite angelegt werden kann, orientieren wir uns für diesen Vergleich am oberen Ende dieser Skala und rechnen mit 3% Rendite.
Durch die Verwendung eines Versicherungsprodukts in dieser Durchführungsform kommen natürlich auch Kosten für die Versicherung hinzu. In dieser Berechnung habe ich typische marktübliche Versicherungskosten zugrunde gelegt, Details dazu im Anhang.
Wie schlägt sich damit das weitverbreitete, klassische Altersvorsorgeprodukt mit Garantie?
Tatsächlich gleichen die Kosten durch die Versicherung die zusätzliche Rendite im Vergleich zu unserem Tagesgeldkonto beinahe komplett aus, sodass zum Rentenbeginn eine angesparte Summe von 127.400€ zur Verfügung steht, also nur 200€ mehr als beim Tagesgeldkonto mit einer Rendite von 2%. Dieses Vermögen wird nun in eine lebenslange, monatliche Rente umgewandelt. Dies geschieht mit dem Rentenfaktor, der bei den meisten Versicherungen Stand 2022 zwischen 24 und 27 Euro Monatsrente pro 10.000€ lag, siehe Bild (Quelle: Franke und Bornberg). Mehr zum Rentenfaktor in unserem Artikel zum Rentenfaktor.

Für diesen Vergleich habe ich mit einen Rentenfaktor von 30€ Monatsrente je 10.000€ Kapital gerechnet. Dies ergibt eine monatliche Bruttorente von ca. 382€, bzw. einer Jahresrente von 4.586€ brutto. Diese muss mit dem Ertragsanteil versteuert werden. Durch Überschüsse in der Versicherung kann die monatliche Auszahlung erhöht werden. In diesem Beispiel rechne ich mit einer jährlichen Rentensteigerung von 1%. Somit ergibt sich bis zum Tod im Alter von 90 Jahren eine gesamte Netto-Auszahlsumme von ca. 113.200€. Ja, genau, das ist deutlich weniger, als die 127.400€, die zu Rentenbeginn zur Verfügung standen. Und dabei habe ich schon einen besseren Rentenfaktor gewählt. Ich hatte ja erwähnt, dass dieser Teil der Betrachtung sehr wichtig ist.
Angesparte Summe zum Rentenbeginn:
127.400€
Auszahlungssumme in Rente:
113.200€
Investmentbasierte Rentenversicherung
Das Hauptproblem der klassischen Rentenversicherung mit Garantie ist die zu geringe Rendite, die aus dem defensiven Anlageprofil erfolgt. Wer eine höhere Rendite anstrebt, sucht den Weg zu Investitionen in Aktien. Mit den langen Anlagehorizonten in der Altersvorsorge können breit gestreute Aktieninvestments ihre Stärken voll ausspielen: Kurzfristige Kursschwankungen spielen für die langfristige Kursentwicklung nur eine untergeordnete Rolle und die Renditeerwartung für langfristige Aktienanlagen liegt bei 7–10%. An dieser Stelle möchte ich nicht vertieft auf die Bedeutung von Aktien eingehen. Wer mehr dazu lesen möchte, kann sich gerne folgenden Artikel eines Kollegen von mir durchlesen: Ohne Aktien keine Altersvorsorge? Oder in diesem Artikel mehr über richtiges Investieren lernen.
Für diesen Vergleich halte ich die Berechnung konservativ und gehe von einer Marktrendite von 7% aus. Das ist also die angenommene Wertentwicklung der Aktienmärkte vor sämtlichen Kosten. In vielen Fällen erfolgt die Investition in Aktien durch aktive gemangte Fonds. Dahinter kann eine bewusste Investmententscheidung des Kunden oder des Beraters stehen, von der sich eine erhöhte Rendite versprochen wird. Die Diskussion darüber, ob das eine gute Entscheidung ist, muss an anderer Stelle geführt werden. Häufig steckt jedoch keine bewusste Entscheidung dahinter, und es stehen nur aktiv gemanagte Fonds im Versicherungsprodukt zur Auswahl. Damit gehen jedoch auch erhöhte Kosten (für das Fonds-Management) einher, die zusätzlich zu den Versicherungskosten anfallen. Für diesen Vergleich habe ich die Versicherungskosten der vorhergegangen, klassischen Rentenversicherung übernommen, aber den Anlagekern durch aktiv gemangte Aktienfonds mit 7% Marktrendite ersetzt.
Wieviel Unterschied macht das Investment in Aktien?
In dieser Berechnung ergibt sich eine Ansparsumme von ca. 216.500€ zu Rentenbeginn für das investmentbasierte Altersvorsorgeprodukt. Im Vergleich zu den ca. 127.000€ der vorhergegangen Produkte ist der Unterschied immens. Bedenkt man, dass insgesamt 88.800€ in die Versicherung eingezahlt wurden, beträgt der reine Gewinn hier also etwa 128.000€. Im Vergleich dazu stehen nicht mal 40.000€ Gewinn in der klassischen Rentenversicherung.
Mit einem Rentenfaktor von 30€ Monatsrente pro 10.000€ Kapital ergibt sich hier eine monatliche Bruttorente von ca. 650€. Mit einer Rentensteigerung von 1% pro Jahr und der Besteuerung des Ertragsanteil ergeben sich Netto-Auszahlungen in Höhe von 190.400€ bis zum Alter von 90 Jahren.
Angesparte Summe zum Rentenbeginn:
216.500€
Auszahlungssumme in Rente:
190.400€
Kostenoptimierte Rentenversicherung
Zu Beginn hatten wir die zwei wichtigsten Faktoren für den Sparerfolg identifiziert: Die Rendite und die Kosten. Das vorherige Produkt hat schon an der Stellschraube der Rendite gedreht. Jetzt schauen wir uns an, was durch eine zusätzliche Kostenoptimierung erreichbar ist. Dafür betrachten wir die zwei Kostenquellen: Versicherungskosten und Anlagekosten.
Um die Anlagekosten zu optimieren ersetzen wir die aktiv gemangten Fonds durch kostengünstige ETFs und Indexfonds. Auch damit lassen sich vielfältige Investmentstrategien umsetzen, zu deutlich geringeren Kosten.
Die Optimierung der Versicherungskosten ist etwas schwieriger, da sie einen umfassenden Vergleich der möglichen Versicherungen voraussetzt. Dieser Vergleich wird durch beliebig komplexe Kostenstrukturen seitens der Versicherer erschwert. Auch kann man sich nicht zu 100% auf die angegebenen Hochrechnungswerte der Versicherer verlassen, da diese teilweise Anlagekosten vernachlässigen, mit nicht garantierten Überschüssen rechnen oder andere Tricks nutzen, um besser dazustehen. Im Idealfall kann für diesen Vergleich eine umfangreiche Vergleichssoftware genutzt werden, mit der die Kostenangaben aus dem Kleingedruckten abgebildet werden können. Somit können die Ablaufergebnisse der Versicherungen unter Annahme von Renditeentwicklungen berechnet und diese miteinander verglichen werden.
Für diese Vergleichsrechnungen habe ich Kosten hinterlegt, die in der Größenordnung der besten Anbieter am Markt liegen.
Welchen Einfluss hat die Kostenoptimierung auf die Ablaufleistung?
Mit dem kostenoptimierten, investmentbasierten Altersvorsorgeprodukt errechnet sich eine angesparte Summe von ca. 320.200€ zum Rentenbeginn. Das sind noch einmal über 100.000€ mehr als zuvor. Bei eingezahlten 88.800€ erreicht man hier also einen Kapitalgewinn von über 230.000€.
Mit einem Rentenfaktor von 30€ Monatsrente pro 10.000€ Kapital ergibt sich eine monatliche Bruttorente von ca. 960€. Mit der ertragsanteiligen Besteuerung und einer Rentensteigerung von 1% pro Jahr ergibt sich eine Netto-Auszahlungssumme von ca. 284.400€ bis zum Alter von 90 Jahren.
Angesparte Summe zum Rentenbeginn:
320.200€
Auszahlungssumme in Rente:
284.400€
Rentenversicherung mit optimierter Auszahlung
Im finalen Optimierungsschritt befassen wir uns jetzt mit dem Ärgernis, dass die Auszahlungssumme in der Rentenphase in allen bisher betrachteten Fällen geringer ist als die angesparte Summe zum Rentenbeginn.
Eine offensichtliche Lösung wäre es, zu Rentenbeginn auf die Umwandlung in die lebenslange, monatliche Rente zu verzichten und sich das Geld als Kapitalauszahlung überweisen zu lassen. Der Nachteil dieser Strategie besteht darin, dass es zu einer einmaligen, sehr großen Auszahlung kommt. Selbst mit dem Halbeinkünfteverfahren ergibt sich eine hohe steuerliche Belastung aufgrund der progressiven Natur der deutschen Einkommensteuerregelung, was unattraktiv ist.
Für eine optimierte Lösung verändert man die Laufzeit der Versicherung weit über den Rentenbeginn hinaus. Auf diese Methode erhält man eine zusätzliche Phase der Nutzung. Zuvor gab es die Ansparphase, in der Beiträge gezahlt wurden, und die Rentenphase, in der die Versicherung eine monatliche Rente auszahlte. Anstatt sich mit 67 für die Rente oder die Kapitalauszahlung zu entscheiden, lässt man die Versicherung nun beitragsfrei weiterlaufen. Kapitalentnahmen sind in dieser Phase natürlich weiterhin möglich und auch steuerlich begünstigt. So entnimmt man Jahr für Jahr die gewünschte Summe aus dem Vertrag, während das restliche Kapital weiter in der Versicherung angelegt bleibt, und somit auch weiterhin steuerbegünstigte Kapitalerträge erzielt.
Der Nachteil dieser Methode ist natürlich, dass man keine garantiert lebenslange Leistung erhält. Wer sein Geld also mit der Annahme des Todes im Alter von 90 ausgibt und dann aber 100 Jahre alt wird hat sich verkalkuliert. Mit einer konservativen Berechnung kann man diesem Risiko jedoch gut entgegenwirken (und kann dann am Ende auch noch die übrige Reserve vererben).
Um beim Thema der konservativen Berechnung zu bleiben, sei hier auch noch eine empfohlene Anpassung der Investmentstrategie erwähnt. Im Gegenzug zur Ansparphase, in der wir kurzfristige Kurseinbrüche einfach aussitzen konnten, sind wir hier in einer Phase, in der wir kontinuierlich Geld entnehmen wollen. Die Geldanlage sollte also dem neuen Anlagehorizont angepasst werden: Ein Teil des Geldes sollte defensiver angelegt werden, für Auszahlungen, die in den nächsten Jahren anstehen. Der darüber hinausgehende Teil kann aber durchaus in Aktien investiert bleiben.
Um die angepasste Investmentstrategie widerzuspiegeln habe ich hier mit einer Rendite von 4% in der Auszahlungsphase gerechnet. Zudem habe ich mit maximalen Entnahmen bis Alter 90 gerechnet, analog zur Berechnung im Tagesgeldkonto.
Auf Versicherungsebene habe ich eine Versicherung mit einer Kostenstruktur gewählt, die mit der vorhergegangenen Versicherung vergleichbar ist. Die Optimierung hier hatte aber auch die Auszahlungsphase ab Alter 67 im Blick. Tatsächlich ist das Ansparergebnis bis Alter 67 hier mit ca. 319.600€ geringfügig geringer. Bis zum Tod im Alter von 90 Jahren lassen sich jedoch Netto ca. 453.400€ auszahlen. Anstelle der geringen Auszahlung durch die Rente haben wir hier die Rentenzeit genutzt, um weitere Kapitalerträge zu erzielen..
Im Vergleich zur gewählten Verrentung mit dem höheren Kapital der Vorversicherung erhalten wir auf diese Methode also zusätzliche Auszahlungen in Höhe von 169.000€.
Angesparte Summe zum Rentenbeginn:
319.600€
Auszahlungssumme in Rente:
453.400€
Optimierte Auszahlungsphase in vorhergegangen Produkten
Jetzt hätte man die optimierte Auszahlungsstrategie auch bei allen anderen Produkten, die wir hier betrachtet haben, durchführen können. Um eine Vergleichbarkeit herzustellen, habe ich diese Berechnung auch für die anderen Produkte durchgeführt. Dabei habe ich den erwähnten Wechsel zu einer defensiveren Anlagestrategie mit einer Rendite von 4% für die investmentbasierten Produkte verwendet. Die klassische Rentenversicherung ist bereits defensiv angelegt, daher behält sie eine Rendite von 3% bei. Die Ergebnisse sind wie folgt:
Tagesgeld | Klassische Versicherung | Investmentbasierte Versicherung | Kostenoptimierte Ansparphase | Kostenopimierte Gesamtbetrachtung | |
---|---|---|---|---|---|
Ansparsumme mit 67: | 127.200€ | 127.400€ | 216.500€ | 320.200€ | 319.600€ |
Kapital- Auszahlungen: | 155.200€ | 174.000€ | 289.000€ | 446.200€ | 453.400€ |
Zusammenfassung
In diesem Vergleich habe ich Äpfel mit Äpfeln verglichen, und die Unterschiede sind trotzdem riesig. Bei gleichbleibendem Sparverhalten liegen zwischen den schlechtesten betrachteten Produkten (und da habe ich noch deutlich schlechteres gesehen) und den besten Lösungen über 300.000€, bei eingezahlten 88.800€. Betrachtet man den Zugewinn, so variiert dieser hier zwischen ca. 40.000€ (etwa 45%) und ca. 360.000€ (etwa 405%).

Es reicht also offensichtlich nicht aus, einfach nur so für das Alter zu sparen oder dafür das erste Altersvorsorge Produkt zu nutzen, das einem zufällig über den Weg läuft. Es ist zwar ein Thema, auf das die wenigsten Lust haben, aber für 300.000€ mehr im Alter kann man den Aufwand meiner Meinung nach schon einmal auf sich nehmen. Das richtige Altersvorsorgeprodukt muss folgende Punkte abdecken:
- Hohe Renditechancen durch Investment in Aktien
- Umsetzbarkeit einer optimierten Anlagestrategie (Fondsauswahl, ETFs etc.)
- Steueroptimierung durch zielgerichtete Produkte
- Kostenoptimierung
Wie kommt man an eine gute Altersvorsorge?
Wenn du bis hierhin gelesen hast interessierst du dich offensichtlich sehr für das Thema Altersvorsorge. Entweder, weil du dich gerade neu mit dem Thema beschäftigst, weil es jetzt für dich relevant geworden ist. Oder weil du schon einmal was abgeschlossen hast und jetzt wissen möchtest, ob die Entscheidung damals die Richtige war. Es stellt sich also die Frage:
Wie erkenne ich eine gute (oder eine schlechte) Altersvorsorge und wie bekomme ich eine Gute?
Ich denke, die Liste oben gibt auch für Laien gute Anhaltspunkte zur Orientierung. Die gewünschte Steueroptimierung setzt eine versicherungsförmige Lösung voraus. Damit führt der Weg zu folgenden Optionen: Vergleichsportal im Internet, Versicherungsvertreter und unabhängiger Versicherungsmakler bzw. Honorarberater.
Ein Vergleichsportal bietet zwar eine Möglichkeit zum Vergleich, aber in der Regel keine oder nur sehr eingeschränkte Beratung. Außerdem gibt es viele Websites, die wie Vergleichsportale aussehen, jedoch keinen tatsächlichen Vergleich bieten, sondern lediglich darauf abzielen, Kontaktdaten zu erhalten, um darüber eine Beratung (im besten Fall) oder ein Verkaufsgespräch (leider oft der Fall) zu platzieren. Da kann man sich den Zwischenschritt sparen und stattdessen gezielt einen Berater suchen. Die Kosten für eine Beratung sind in den Produkten übrigens enthalten, selbst wenn man sie ohne Beratung im Internet abschließt. Wenn man also bereits für eine Beratung bezahlt, sollte man diese auch nutzen.
Ein Versicherungsvertreter vertritt in der Regel nur eine oder wenige Versicherungen, wodurch er an eine eingeschränkte Auswahl von Produkten gebunden ist. Wenn diese Produkte jedoch sehr gut sind, stellt das kein Problem dar. Allerdings sollte man als Kunde diese Einschränkung nicht akzeptieren, ohne einen guten Grund dafür zu haben. Ein typischer Grund, warum immer noch viele Menschen zu einem Versicherungsvertreter gehen, ist, dass dieser bereits ihre Eltern versichert hat und man deshalb dorthin geht. In solchen Fällen ist es sehr wertvoll, wenn man in der Lage ist zu hinterfragen, ob die vorgestellten Produkte auch den hier erarbeiteten Anforderungen genügen.
- Habe ich eine hohe Investmentquote (idealerweise 100%)?
- Kann ich selbst bestimmen, wie das Investment getätigt wird?
- Kann ich auch in ETFs oder Index-Fonds investieren?
- Gibt es eine sinnvolle Strategie für die Zeit nach Rentenbeginn?
- Geht mein Ansprechpartner transparent auf Kosten ein und erklärt diese verständlich?
Alle diese Fragen sollten ausnahmelos mit „Ja“ zu beantworten sein, da ein „Nein“ auf jede einzelne dieser Fragen die Ablaufleistung schnell 100.000€ oder mehr reduzieren kann. Mit Ausnahme der letzten Frage sollten die Antworten auf diese Fragen auch für Laien leicht erreichbar sein. Die Fragen nach den Kosten ist die schwierigste, da die Kosten ohne eine transparenten, unabhängigen Vergleich schwer zu beurteilen sind. Hier kann man jedoch hoffen, dass ein transparenter Umgang mit der Frage ein Indiz für ein gutes Produkt ist. Wer sicher gehen möchte, sucht sich einen unabhängigen Versicherungsmakler oder Honorarberater.
Ein unabhängiger Versicherungsmakler oder Honorarberater steht im Auftrag des Kunden und hat die Aufgabe, die bestmögliche Lösung für den Kunden zu finden. Da er dabei nicht an eine bestimmte Versicherung gebunden ist, sollte er die Produktauswahl unter anderem auch mit einer Betrachtung der Kosten begründen können. Somit kannst du hier eine unabhängige Finanzberatung erwarten. Die oben aufgeführten Fragen sollten auch hier gestellt werden. Es lassen sich alle Fragen mit „Ja“ beantworten und das Produkt passt auch zu deiner Lebenssituation (ein ganzes Thema für sich), dann hast du die richtige Altersvorsorge für dich gefunden.
Der Autor

Martin Brinkmöller
Anhang: Berechnungsgrundlagen
Dieser Abschnitt wurde speziell für diejenigen verfasst, die es ganz genau wissen möchten. Hier werden die Parameter offengelegt, mit denen die Berechnungen durchgeführt wurden. Dies dient der Transparenz, ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, um den Gesamtartikel zu verstehen.
- Aktienrendite weltweit vor Kosten: 7% pro Jahr
- Rentensteigerungen im Rentenbezug: 1% pro Jahr
- Kosten für das Tagesgeldkonto: Kostenlos
Kosten in den Versicherungen
Für die Berechnung habe ich das Tagesgeldkonto als kostenlos hinterlegt. Die Versicherungen folgen alle der selben Kostenstruktur. Diese besteht aus:
- Vertriebs- und Abschlusskosten (α‑Kosten):
in % der Beitragssumme, verteilt über die ersten 5 Jahre - Verwaltungskosten auf den Beitrag (β‑Kosten):
in % des Beitrags - Verwaltungskosten auf das Fondsguthaben (γ‑Kosten):
in % des Fondsguthaben als jährliche Kosten - Stückkosten:
in € pro Jahr
Die Kosten der einzelnen Versicherungen können der folgenden Tabelle entnommen werden. Dabei verwende ich die Zuordnung in chronologischer Reihenfolge des Beitrags: Versicherung I ist die klassische Rentenversicherung, Versicherung II ist die investmentbasierte Rentenversicherung ohne Kostenoptimierung, Versicherung III ist die kostenoptimierte Rentenversicherung mit Blick auf die Ansparphase und Versicherung IV ist die auf die gesamte Kapitalauszahlung optimierte Rentenversicherung.
α‑Kosten | β‑Kosten | γ‑Kosten | Stückkosten | |
---|---|---|---|---|
Versicherung I | 2,5 | 9 | 0,48 | 0 |
Versicherung II | 2,5 | 9 | 0,48 | 0 |
Versicherung III | 2,5 | 6 | 0,40 | 0 |
Versicherung IV | 2,5 | 8,5 | 0,2 | 40 |
Die Abschluss- und Vertriebskosten sind bei allen Versicherungsprodukten identisch. Somit habe ich Produkte miteinander verglichen, die alle die gleiche Provision beinhalten. Der Hauptunterschied zwischen Versicherung III und IV besteht darin, dass Versicherung IV höhere Kosten auf die Beiträge, dafür aber geringere Kosten auf das Fondsvolumen beinhaltet. Letzteres ist auch in der beitragsfreien Auszahlungsphase von Vorteil.
Steuern
Die steuerliche Betrachtung steht nicht im Fokus dieses Vergleichs. Es handelt sich auch nicht um eine Steuerberatung und das wäre in diesem Kontext auch gar nicht möglich. Dennoch ist eine steuerliche Betrachtung wichtig, da mögliche Steuerersparnisse ein Hauptargument für Rentenversicherungen darstellen. In diesem Vergleich verwende ich die aktuell geltenden Steuergesetze und die aktuelle Steuerprogression in der Einkommenssteuer.
Für das Tagesgeldkonto ist die Kapitalertragssteuer relevant. Hier habe ich den Freibetrag von 1.000€ pro Jahr vollständig für das Tagesgeldkonto genutzt. Zudem habe ich ohne Berücksichtigung der Kirchensteuer gerechnet. Es handelt sich also um eine sehr vorteilhafte Betrachtung.
Für die Rentenversicherungen ist die Einkommenssteuer relevant. Je nach Auszahlungsart tragen die Versicherungen unterschiedlich zum zu versteuernden Einkommen bei. Die monatlichen Rentenauszahlungen werden mit dem Ertragsanteil versteuert. Bei einem Rentenbeginn im Alter von 67 Jahren beträgt der Ertragsanteil 17%. Dies bedeutet, dass das zu versteuernde Einkommen nur um 17% der ausgezahlten Renten erhöht wird.
Bei den Auszahlungen in Form der Kapitalentnahme kommt das Halbertragsverfahren zur Anwendung. Der Gewinnanteil der Auszahlung wird also nur zu 50% steuerlich berücksichtigt. Dabei ist auch die Besteuerung von Fonds gemäß dem Investmentsteuerreformgesetz 2018 zu berücksichtigen. Vereinfacht gesagt führt dies zu einer zusätzlichen Reduzierung der zu versteuernden Gewinne um 15%.
Rentenversicherungen erhöhen also das zu versteuernde Einkommen, wenn auch in reduziertem Umfang. Die tatsächlich zu zahlenden Steuern hängen vom Einkommen während der Rentenzeit und dem entsprechenden Einkommenssteuersatz ab. In diesem Fall habe ich mit einer gesetzlichen Rente in typischer Höhe (siehe nächster Abschnitt) als einzigem zu versteuerndem Einkommen während der Rentenzeit gerechnet.
Berechnungen in Rentenphase
Hier gehe ich auf kurz auf 2 Punkte ein: Das Einkommen in der Rentenzeit aus der gesetzlichen Rente und die Berechnung der Auszahlung durch Kapitalwahl in den Versicherungen.
Für die Berechnung des Einkommens in der Rentenzeit aus der gesetzlichen Rente habe ich angenommen, dass die Person in unserem Vergleich ein Bruttoeinkommen von jährlich 50.000€ hat und bereits 5 Rentenpunkte erworben hat. Bei einem aktuellen Durchschnittseinkommen für die Rentenberechnung in Höhe von 43.142€ ergibt sich eine voraussichtliche Rentenpunktezahl von ca. 47,8 zum Rentenbeginn. Mit dem aktuellen Rentenwert (West) von 36,02€ pro Rentenpunkt ergibt sich eine geschätzte gesetzliche Bruttorente von ca. 1.725€. Diese Berechnung erfolgt ohne Berücksichtigung von Rentensteigerungen, aber da der gesamte Vergleich ohne Inflation und entsprechende Anpassungen in der Steuerprogression durchgeführt wurde, ist die Annäherung dennoch zutreffend. Wir haben auch einen Artikel zur Berechnung der gesetzlichen Rente.
Für die Berechnung der Summe der Auszahlungen bis Alter 90 habe ich den höchstmöglichen Betrag genommen, der gleichbleibend entnommen werden kann, so dass das Kapital zum Ende aufgebraucht ist. Von dieser Auszahlungssumme habe ich die Steuern abgezogen, die durch das dadurch erhöhte Einkommen gezahlt werden mussten (siehe den Abschnitt zu Steuern). Damit ergibt sich die Netto-Auszahlungssumme.
Diese Entnahmestrategie ist natürlich riskant, da man nicht sicher sein kann, ob man mit 90 Jahren stirbt oder keine weiteren Auszahlungen mehr benötigt. Daher wäre es wahrscheinlich sinnvoll, geringere Auszahlungen in Betracht zu ziehen und im Alter von 90 Jahren noch über einen bedeutenden Kapitalbetrag zu verfügen. Im Todesfall könnte dieser dann vererbt werden und stünde somit weiterhin zur Verfügung. Alternativ hätte ich die Berechnung auch so durchführen können, dass die monatliche Entnahme so hoch ist wie die Rentenauszahlung, die möglich gewesen wäre. In diesem Fall wäre die Ablaufleistung noch höher, da der Kapitalabfluss aus der Versicherung langsamer wäre, was zu höheren folgenden Kapitalerträgen führen würde.
Das Schöne an dieser Durchführungsvariante ist, dass man sich nicht auf einen jährlich gleichbleibenden Betrag beschränken muss. Für die Berechnung musste ich jedoch ein Modell vorgeben.